Protest gegen Erdogans Einfluss auf Schulen in NRW

Protest gegen Erdogans Einfluss auf Schulen in NRW


Der Grünen-Politiker Cem Özdemir hat gegen die geplante Wiederaufnahme der Kooperation der nordrhein-westfälischen Landesregierung mit der Islam-Organisation Ditib bei der Ausgestaltung des islamischen Religionsunterrichts protestiert

Protest gegen Erdogans Einfluss auf Schulen in NRW

«Ich könnte vor Wut explodieren und verstehe die Naivität nicht», habe Özdemir der «Welt am Sonntag» gesagt. Ditib sei Teil einer hierarchischen Organisation, deren Zentrale in Köln der türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara unterstellt sei. «Und die bekommt ihre Anweisungen vom türkischen Staatspräsidenten. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen und die CDU dort haben dafür gesorgt, dass Erdogan Zugang zu deutschen Schulen bekommt. Das ist unfassbar», wird Özdemir weiter zitiert. Nordrhein-Westfalen würde gerade diejenigen islamischen Gruppen verraten, «die sich zum Grundgesetz und zu unserer offenen Gesellschaft bekennen».

In der vergangenen Woche habe FDP-Schulministerin Yvonne Gebauer, wie bereits gemeldet, mitgeteilt, dass die Ditib als größte Islam-Organisation künftig Mitglied einer neuen Kommission sein solle, in der insgesamt sechs Islamverbände über den Ausbau und die künftige Gestaltung des islamischen Religionsunterrichts an den Schulen im Land mitentscheiden. In den Jahren zuvor habe das Land die Kooperation mit der umstrittenen Türkisch Islamischen Union wegen ihrer Nähe zu Ankara auch im Schulbereich auf Eis gelegt. Gebauers Angaben bei der Vorstellung der Pläne am Montag zufolge hätte die Ditib aber zuletzt «intern, aber auch öffentlich» eine «Staatsferne» dargelegt. Konkret gehe es um eine Beteiligung bei der Genehmigung von Lehrbüchern. Außerdem sollten die Verbände in dem Gremium «religiöses Einvernehmen» herstellen bei Kernlehrplänen, die in staatlicher Verantwortung erarbeitet würden.

Özdemir habe im «Welt am Sonntag»-Interview betont, dass Muslime jedes Recht hätten, ihre religiösen Bedürfnisse zu artikulieren. Die islamischen Verbände würden jedoch nicht die «Voraussetzungen für die Anerkennung» erfüllen. Özdemir weiter: «Wir wollen keine Papageien, die die Agenda Ankaras oder Teherans nachplappern. Was wir brauchen, ist eine Vertretung der in Deutschland lebenden Muslime auf dem Boden des Grundgesetzes.» So gebe es nach seinen Angaben inzwischen auch Abspaltungen der Ditib, die einen «vernünftigen Kurs verfolgen».


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Pixabay


Montag, 24 Mai 2021

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