Knobloch: „Wir helfen mit allen unseren Möglichkeiten

Knobloch: „Wir helfen mit allen unseren Möglichkeiten


Mit dem ersten Tag des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor einem Monat hat die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) ein umfassendes Programm an Sofort-Hilfsmaßnahmen gestartet.

Knobloch: „Wir helfen mit allen unseren Möglichkeiten

In einer großen gemeinsamen Anstrengung der Gemeinde und vieler Ehrenamtlicher betreute die IKG bis jetzt rund 400 jüdische Geflüchtete. Dazu erklärt die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Dr. h.c. Charlotte Knobloch: "In dieser Situation größter Not helfen wir mit allen unseren Möglichkeiten. Ziel ist es, den meist traumatisierten Menschen, vor allem den Kindern und Älteren, ein sicheres Dach über dem Kopf zu vermitteln und Wege in einen halbwegs normalen, strukturierten Alltag zu ermöglichen. Die Fremde soll sich nicht ganz so fremd anfühlen. Diese Herausforderung ist gewaltig - aber die Hilfsbereitschaft ist es auch."

Die Sofortmaßnahmen der IKG reichen von der Vermittlung einer Unterkunft, die Beratung zur Neuorientierung und Vermittlung medizinischer Versorgung über die tägliche Verpflegung im Gemeindezentrum bis hin zur Aufnahme der Kinder in die Erziehungs- und Bildungseinrichtungen der Kultusgemeinde. So startet nächste Woche im Helene Habermann Gymnasium eine "Willkommensklasse" mit 20 ukrainischen Kindern. Im Alexander-Moksel-Kindergarten ist bereits eine eigene Gruppe eingerichtet. In der Sinai-Grundschule finden die Jüngsten, die in ihrem Alter rasch die neue Sprache lernen, Aufnahme in den ersten Klassen. Die Kinder, die in die zweite bis vierte Klasse kommen, erhalten zusätzlich Deutschunterricht und werden in einigen Fächern in russischer Sprache unterrichtet. Für die Erwachsenen bietet die Sozialabteilung der IKG dreimal wöchentlich Deutschkurse an. In allen Einrichtungen erweisen sich nun die vielfachen Beziehungen der IKG in die Ukraine als besonderer Vorteil, weil nicht nur Erzieherinnen und Lehrkräfte, sondern auch Kinder und Jugendliche ukrainisch und russisch sprechen und so den Neuankömmlingen das Eingewöhnen erleichtern.

"Die größte Schwierigkeit aber stellt die Unterbringung dar, die in unserer Stadt ja ohnehin ein gravierendes Problem ist," betont die Präsidentin. Die Gemeinde habe eine Vermittlung für jüdische Geflüchtete eingerichtet und konnte bislang alle in privaten Unterkünften oder Hotels unterbringen. Sie sei dankbar für alle diese Angebote, besonders auch dafür, dass Hotels die Zimmer günstig oder sogar kostenlos zur Verfügung stellen. Doch, so Knobloch weiter: "Diese Soforthilfe haben wir bis jetzt aus eigener Kraft leisten können. Seit Wochen gab es private Spenden, zudem hat der Vorstand ein eigenes Budget für die Flüchtlingshilfe bereitgestellt. Aber für die Geflüchteten, die in den kommenden Wochen zu uns als jüdischer Gemeinde kommen, und vor allem für die weitere Unterbringung sind wir auf die Unterstützung der Stadt und der Regierung von Oberbayern angewiesen." Denn nach dem jüdischen Pessachfest Mitte April werden viele Menschen die Erstunterkünfte verlassen müssen. "Nun müssen wir aus der geglückten Erstunterbringung einen menschenwürdigen Übergang in eine dauerhafte Lösung finden, in der die jüdischen Geflüchteten auch ihre Religion leben können," erklärt die Präsidentin. "Das ist eine Herkulesaufgabe. Aber der Wille ist auf allen Seiten da. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir einen Weg finden. Das ist das Gebot der Stunde - und der Menschlichkeit, die wir der Gewalt des Angriffs entgegensetzen."

 

Foto: Symbolbild


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Mvs.gov.ua, CC BY 4.0 , via Wikimedia Commons


Freitag, 25 März 2022

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