Hannah-Arendt-Preis für Masha Gessen: Eine Entscheidung im Widerspruch zu Arendts Erbe
Trotz vehementer Kritik der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Bremen wird Masha Gessen der Hannah-Arendt-Preis verliehen, eine Entscheidung, die angesichts Gessens umstrittenem Vergleich von Gaza mit einem Nazi-Ghetto stark hinterfragt wird.
Die Entscheidung, Masha Gessen mit dem Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken auszuzeichnen, steht im krassen Gegensatz zu den Grundprinzipien und dem Erbe der Namensgeberin des Preises, Hannah Arendt. Der Trägerverein des Preises, unterstützt von der Bremer Regierung und den Heinrich-Böll-Stiftungen, hat trotz der fundierten Kritik der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Bremen an dieser Entscheidung festgehalten. Diese Haltung wirft ernsthafte Fragen über die Werte und Kriterien auf, die bei der Vergabe eines solch bedeutenden Preises berücksichtigt werden sollten.
Die DIG Bremen hat in einem offenen Brief ihre Besorgnis über Gessens Artikel im "The New Yorker" geäußert, in dem sie Gaza mit einem jüdischen Ghetto in einem von Nazi-Deutschland besetzten osteuropäischen Land verglich. Diese Analogie ist nicht nur historisch irreführend, sondern wirft auch bedenkliche Schatten auf das Vermächtnis von Hannah Arendt, einer jüdischen Philosophin, die sich intensiv mit den Themen Totalitarismus und die Bedingungen menschlicher Existenz auseinandergesetzt hat.
Der mit 10.000 Euro dotierte Preis soll Personen würdigen, die in der Tradition Arendts zu öffentlichem politischem Denken und Handeln beitragen. Doch wie passt eine Person, die solche kontroversen und potenziell schädlichen Vergleiche zieht, zu den Idealen Arendts? Die Entscheidung, Gessen diesen Preis zu verleihen, scheint eine Missachtung der Werte und des kritischen Geistes zu sein, den Arendt in ihrer Arbeit verkörperte.
Die Argumentation des Trägervereins, dass Gessens Artikel in die Streitkultur des Hannah-Arendt-Preises passt, wirkt angesichts des umstrittenen Inhalts von Gessens Arbeit eher wie eine schwache Rechtfertigung als eine fundierte Begründung. Die geplante Ehrung am Freitag und das Symposium am Samstag mit Masha Gessen stellen die Integrität des Preises in Frage und riskieren, das Andenken an Arendt und ihre philosophischen Beiträge zu verdunkeln.
Masha Gessen, 1967 in Moskau geboren und später in die USA emigriert, ist zweifellos eine mutige Stimme in der Chronik zeitgenössischer politischer und gesellschaftlicher Themen. Jedoch sollte die Vergabe eines Preises, der das Erbe Hannah Arendts ehren soll, eine tiefere Reflexion über die Auswirkungen der geehrten Arbeiten auf das historische und kulturelle Verständnis erfordern.
Die Entscheidung, Gessen diesen Preis zu verleihen, kann als ein bedenkliches Signal interpretiert werden, das die Bedeutung einer sensiblen und fundierten Auseinandersetzung mit der Geschichte und ihren Lehren untergräbt. In einer Zeit, in der der Antisemitismus und die Verzerrung historischer Fakten besorgniserregend zunehmen, ist es umso wichtiger, dass Institutionen wie der Trägerverein des Hannah-Arendt-Preises ihrer Verantwortung gerecht werden und sich entschieden gegen solche kontroversen und problematischen Äußerungen stellen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Legoktm - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=123013415
Mittwoch, 13 Dezember 2023