Verheerender Brand und antisemitische Schmierereien erschüttern Wiener Zentralfriedhof
Ein mutmaßlicher Brandanschlag und das Auffinden von Hakenkreuzen auf dem jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs haben in Österreich große Bestürzung ausgelöst.
In den frühen Morgenstunden des Mittwochs wurde Wien von einem beunruhigenden Vorfall heimgesucht, der nicht nur den historischen Zentralfriedhof, sondern auch das kollektive Gedächtnis der Stadt berührt hat. Der jüdische Teil des Friedhofs, eine Stätte der Ruhe und des Gedenkens, wurde durch Feuer und Hass verletzt. Wie von der Jüdischen Allgemeinen berichtet, bestätigte die Polizei Wien einen Brand im Vorraum der Zeremonienhalle, während gleichzeitig am Außenbereich des Friedhofs antisemitische Symbole entdeckt wurden.
Die Entdeckung des Feuers durch eine aufmerksame Anwohnerin löste eine sofortige Reaktion der Feuerwehr aus, die allerdings nur noch Reste des bereits gewüteten Feuers bekämpfen konnte. "Der gesamte Vorraum der Zeremonienhalle ist ausgebrannt", so die niederschmetternde Feststellung eines Mitarbeiters der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Der Sachschaden ist erheblich, doch glücklicherweise gab es keine Verletzten zu beklagen. Der respektvolle Umgang mit dem Ort und den Gräbern bleibt gewährleistet, ein schwacher Trost inmitten der Schrecken.
Der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister ließ seiner Empörung über die feige Tat auf der Social-Media-Plattform X freien Lauf, indem er Angriffe auf jüdische Friedhöfe als eine der abscheulichsten Formen antisemitischer Gewalt verurteilte. In seiner Botschaft mahnt er an die dunklen Schatten der Vergangenheit und ruft zu Wachsamkeit und Kampf gegen jegliche Form von Antisemitismus auf.
Die Reaktionen auf den Vorfall spiegeln ein breites Spektrum an Empörung und Solidarität wider. Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer verurteilte den Anschlag vehement und versicherte, dass Antisemitismus in der österreichischen Gesellschaft keinen Platz hat und mit Nachdruck bekämpft wird. Auch international wird der Vorfall aufmerksam verfolgt. David Roet, der designierte Botschafter Israels in Österreich, zeigte sich erschüttert und verurteilte die Tat auf das Schärfste.
Die jüngsten Ereignisse stellen nicht nur isolierte Angriffe dar, sondern reihen sich in eine besorgniserregende Serie von antisemitischen Vorfällen in Wien ein, von zerstörten Auslagen koscherer Geschäfte bis hin zum Entwenden von israelischen Flaggen.
Die historische Dimension des Anschlags ist nicht zu übersehen. Fast 85 Jahre nach den Novemberpogromen, in denen diese Trauerhalle bereits einmal Opfer der Flammen wurde, wirkt der Anschlag wie ein düsteres Echo der Vergangenheit. Doch die Geschichte lehrt auch von Resilienz: Nach der Enteignung und Umwidmung des Friedhofs durch die Nationalsozialisten wurde die Zeremonienhalle nach Kriegsende wieder aufgebaut.
Die Israelitische Kultusgemeinde Wien hat zu einer Versammlung am Heldenplatz aufgerufen, um ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit zu setzen. Dieser Aufruf steht als Mahnung und als Versprechen – das Versprechen, dass Wien und seine Bürgerinnen und Bürger gegen Hass und für Erinnerung, Verantwortung und Solidarität einstehen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Freitag, 03 November 2023