Dokumentation "We Will Dance Again": BBC und der Verzicht auf den Begriff "Terrorismus"
Der israelische Regisseur Yariv Mozer berichtet, dass er für die Ausstrahlung seines Films über das Hamas-Massaker beim Nova-Festival auf den Begriff "Terrorismus" verzichten musste. Doch war dieser Kompromiss gerechtfertigt?
Yariv Mozer, der Regisseur des Dokumentarfilms We Will Dance Again, stand vor einer schweren Entscheidung, als er den Film zur Ausstrahlung an den britischen Sender BBC verkaufte. In einem Interview mit The Hollywood Reporter erklärte er, dass er sich verpflichten musste, Hamas nicht als Terrororganisation zu bezeichnen, um eine Ausstrahlung auf der BBC zu sichern. Der Film, der bislang unveröffentlichtes Filmmaterial des Hamas-Massakers am Nova-Festival vom 7. Oktober 2023 zeigt, ist Teil der BBC-Dokumentarserie Storyville und soll der britischen Öffentlichkeit die Grausamkeiten dieser Angriffe näherbringen.
Mozer äußerte sich offen über diesen Kompromiss und sagte: „Es war ein Preis, den ich bereit war zu zahlen, damit die britische Öffentlichkeit diese Gräueltaten sehen und selbst entscheiden kann, ob Hamas eine Terrororganisation ist oder nicht.“ Diese Aussage reflektiert nicht nur seine Entschlossenheit, das Ausmaß der Gewalt aufzuzeigen, sondern wirft auch ein Licht auf die kontroverse Rolle der BBC in der Berichterstattung über den Israel-Hamas-Konflikt.
Der Vorwurf der Anti-Israel-Voreingenommenheit
Die BBC steht seit Beginn des Israel-Hamas-Krieges unter scharfer Kritik, insbesondere im Hinblick auf eine angebliche Voreingenommenheit zugunsten der palästinensischen Seite. Laut einem Bericht des britischen Anwalts Trevor Asserson soll der Sender in den ersten Wochen des Krieges über 1.500 Verstöße gegen seine eigenen redaktionellen Richtlinien begangen haben. Dieser Vorwurf verschärfte sich, als bekannt wurde, dass Mozer seinen Film nur unter der Bedingung zeigen durfte, Hamas nicht explizit als Terrororganisation zu bezeichnen.
Diese Entscheidung hat eine Debatte darüber ausgelöst, wie Medien Terrorgruppen definieren und ob sie ihrer Verantwortung gerecht werden, die Wahrheit zu berichten. Viele sehen die BBC in einer schwierigen Position, die sich darum bemüht, politische Neutralität zu bewahren, aber dabei Gefahr läuft, durch semantische Entscheidungen die Realität der Geschehnisse zu verzerren.
Die brutale Realität des Nova-Festivals
Der Dokumentarfilm rekonstruiert die Ereignisse des Nova-Festivals am 7. Oktober 2023 minutiös und verwendet dazu eine Vielzahl von Quellen: von Zeugenberichten über CCTV-Aufnahmen bis hin zu Material, das von Hamas selbst aufgenommen und veröffentlicht wurde. Mozer betont, dass der Film keine politische Agenda verfolgt, sondern die Wahrheit der Ereignisse zeigen soll – aus der Perspektive der Opfer und der Angreifer.
„Eine brutale, fundamentalistische Bewegung will die Werte der westlichen Gesellschaft zerstören“, erklärte Mozer im Interview. „Diese jungen Menschen auf dem Festival feierten das Leben, die Liebe und den Frieden – und wurden von den brutalsten Menschen angegriffen, die den Tod verherrlichen.“
Die Schilderungen aus dem Film und die von Mozer gesammelten Aufnahmen vermitteln ein erschreckendes Bild des Angriffs, der über sechs Stunden andauerte, in denen die Opfer verzweifelt versuchten, zu fliehen oder sich zu verstecken. Mozer wollte so viel wie möglich von dem Filmmaterial behalten, um die Brutalität der Angreifer zu verdeutlichen und das wahre Ausmaß der Gewalt darzustellen.
Ein schwieriger internationaler Vertrieb
Interessanterweise berichtete Mozer, dass viele US-amerikanische Streaming-Plattformen es abgelehnt haben, den Film auszustrahlen, da sie sich vor den politischen Folgen fürchteten. „Der Film ist nicht politisch“, betonte er. „Es gibt nur eine Wahrheit über das, was passiert ist.“ Trotzdem haben Streaming-Dienste wie Paramount+ in den USA sowie Sender in Australien und Spanien den Film angenommen.
Eine größere Debatte
Die Entscheidung der BBC, Mozer zur Streichung des Begriffs „Terrororganisation“ zu drängen, wirft größere Fragen über den Umgang der Medien mit der Berichterstattung über Konflikte auf. Wie weit dürfen Medien gehen, um vermeintliche Neutralität zu wahren? Und wann wird eine solche Haltung zur Verzerrung der Realität?
Während der Film in Großbritannien ausgestrahlt wird, bleibt die Debatte darüber, ob der Verzicht auf klare Begriffe wie „Terrorismus“ dem Publikum wirklich hilft, sich eine eigene Meinung zu bilden, oder ob er die Klarheit verwischt, die die Weltöffentlichkeit in Zeiten extremer Gewalt braucht.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot
Mittwoch, 25 September 2024