Iran Behauptet Top-Rang bei Boden-Luft-Raketen: Realität oder Übertreibung?
Ein hochrangiger iranischer Kommandeur hat kürzlich behauptet, dass der Iran weltweit zu den Top sechs Ländern im Bereich der Boden-Luft-Raketen (SAMs) gehört.
Diese Aussage wurde in den staatlichen Medien des Landes verbreitet und ist typisch für die wiederholten Behauptungen des Iran bezüglich seiner militärischen Fähigkeiten, insbesondere im Bereich der Raketen- und Luftfahrttechnologie.
Laut dem Bericht von IRNA, der staatlichen Nachrichtenagentur des Iran, machte Brigadegeneral Abbas Azimi, Kommandeur der Luftabwehrkräfte im Nordwesten des Iran, diese Aussagen am Samstag während einer Zeremonie zum Jahrestag der Gründung der Luftabwehrkräfte als eigenständige Einheit der iranischen Armee. Azimi betonte, dass die Reichweite der iranischen Boden-Luft-Raketen das Land unter die sechs führenden Länder der Welt gebracht habe, nannte jedoch keine genauen Zahlen oder Details zu den Reichweiten.
Die iranischen Luftverteidigungskräfte haben in den letzten Jahren erhebliche Investitionen getätigt, um ihre Fähigkeiten zu verbessern. Diese Bemühungen umfassen nicht nur die Weiterentwicklung und Anpassung vorhandener Systeme wie der Khordad- und Bavar 373-Systeme, die ursprünglich sowjetischer Bauart sind, sondern auch den Versuch, diese Systeme ins Ausland zu exportieren. Ein Beispiel dafür ist der Versuch, ein Khordad-System im Jahr 2018 nach Syrien zu verlegen.
Ein Großteil des iranischen Know-hows in der Luftabwehr basiert auf der Fähigkeit, vorhandene Systeme zu reverse-engineeren oder zu verbessern. So wird angenommen, dass die iranische Sayyad-Rakete eine Weiterentwicklung eines chinesischen Systems ist, wobei die Sayyad 2 möglicherweise auf der amerikanischen RIM-66 Rakete basiert. Der Iran lässt sich dabei gerne von den Systemen der USA und Russlands inspirieren, was seine Fortschritte in diesem Bereich unterstreicht.
Der Export von Technologie an Verbündete und Stellvertretergruppen in Ländern wie dem Irak, Syrien, Libanon und Jemen zeigt, dass der Iran nicht nur auf die eigene Verteidigung setzt, sondern auch darauf abzielt, seine Einflusssphäre durch den Export militärischer Fähigkeiten zu erweitern. Auch wenn die meisten dieser Stellvertretergruppen nur über begrenzte Luftabwehrfähigkeiten verfügen, haben sie dennoch in den letzten Jahren einige bemerkenswerte Erfolge erzielt, wie beispielsweise die Abschüsse mehrerer israelischer Drohnen durch die Hisbollah.
Die iranische Luftabwehr strebt nach neuen Radarsystemen und anderen fortschrittlichen Technologien. Denn ein effektives Luftabwehrsystem besteht nicht nur aus Raketen mit großer Reichweite, sondern muss auch in der Lage sein, Bedrohungen zu erkennen, sie korrekt zu identifizieren und sicherzustellen, dass die Raketen ihre Ziele präzise treffen.
Ein tragisches Beispiel für die Herausforderungen der Luftverteidigung im Iran war der Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs im Januar 2020, bei dem 176 Menschen ums Leben kamen. Die iranische Luftabwehr stand zu diesem Zeitpunkt auf höchster Alarmbereitschaft, da der Iran kurz zuvor eine US-Basis im Irak mit ballistischen Raketen angegriffen hatte. Dieser Vorfall unterstreicht die Gefahren, wenn der Fokus allein auf der Zerstörungskraft und Reichweite liegt, während grundlegende Aspekte der Luftabwehr vernachlässigt werden.
Azimi betonte in seiner Rede, dass der Iran seit der Islamischen Revolution 1979 erhebliche Fortschritte in der Luftabwehr gemacht habe und nun in der Lage sei, die benötigte Ausrüstung selbst herzustellen, nachdem das Land zuvor auf Importe angewiesen war. Vor der Revolution hatte der Iran vor allem amerikanische Militärsysteme genutzt, da der Schah ein enger Verbündeter der USA war. Diese historische Verbindung verschaffte dem Iran Zugang zu sowohl sowjetischer als auch westlicher Technologie, was den Fortschritt in seinen heutigen militärischen Programmen, trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes, erklärt.
Autor: Redaktion
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Sonntag, 01 September 2024