Netanjahu stärkt Koalition mit Gideon Sa"ar
Gideon Sa"ar kehrt überraschend in die israelische Regierung zurück und erweitert Netanjahus Koalition. Doch welche Konsequenzen hat dieser Schritt?
In einer überraschenden Wende hat MK Gideon Sa'ar, Vorsitzender der United Right-Partei, der israelischen Regierung unter Premierminister Benjamin Netanjahu den Beitritt seiner Partei zugesichert. Diese Ankündigung kam am Sonntagabend und markierte einen bedeutenden politischen Schachzug, der weniger als eine Woche nach einem gescheiterten Versuch Sa'ars, als Verteidigungsminister in die Regierung einzutreten, erfolgte.
Sa'ar wurde einstimmig als Minister ohne Portfolio in die Koalition aufgenommen und soll auch Mitglied des Sicherheitskabinetts sowie kleinerer Sicherheitskonsultationen werden. Laut Berichten könnte auch sein Parteikollege MK Ze'ev Elkin ein Ministeramt erhalten, was jedoch noch nicht sicher ist.
Durch den Beitritt von Sa'ar und seinen vier MKs wächst die Koalition von 64 auf 68 Sitze, was der Regierung eine stabilere Mehrheit verschafft. Dies bedeutet, dass die beiden ultrarechten Parteien, die Religiöse Zionistische Partei mit sieben MKs und Otzma Yehudit mit sechs MKs, nicht mehr in der Lage sein werden, die Koalitionsmehrheit durch politische Zugeständnisse zu bedrohen.
Mögliche Folgen für Verteidigungsminister Gallant
Die Rückkehr Sa'ars in die Regierung könnte für Verteidigungsminister Yoav Gallant eine neue Bedrohung darstellen, da Sa'ar nun potenziell als dessen Ersatz infrage kommt. In der Vergangenheit war Sa'ar bereits in der engeren Wahl für das Verteidigungsministerium, bevor das Abkommen scheiterte.
Für Netanjahu bedeutet dieser Schritt möglicherweise eine Phase der politischen Stabilität, da er durch den erweiterten Handlungsspielraum innerhalb der Koalition weniger Druck von den rechten Flügeln seiner Regierung zu befürchten hat. Zudem könnte die Regierung durch Sa'ars Einfluss länger überleben, indem interne Machtkämpfe entschärft werden.
Eine zerbrochene Allianz wird wiederbelebt
Sa'ar, der sich im März von Benny Gantz' Partei getrennt hatte, kritisierte damals die als ineffektiv empfundene Politik Israels im Gazastreifen. Gantz selbst trat schließlich im Juni aus der Regierung aus. Sa'ar erklärte, dass die ideologischen Differenzen innerhalb der Opposition hinsichtlich des Krieges für ihn unüberwindbar geworden seien und er daher den Wechsel in die Regierung für sinnvoller halte.
Trotz einer jahrelangen persönlichen und politischen Kluft zwischen Sa'ar und Netanjahu scheint die jüngste Eskalation des Konflikts im Oktober, insbesondere das Massaker vom 7. Oktober, diese Differenzen in den Hintergrund gerückt zu haben. Beide Politiker betonten in einer gemeinsamen Erklärung, dass das Wohl des Landes Vorrang habe.
Kritik aus der Opposition
Oppositionsführer Yair Lapid kritisierte den Schritt scharf und erklärte auf X (ehemals Twitter), dass der Beitritt von Sa'ar die politische Lage Netanjahus nicht entscheidend verbessern werde. Lapid argumentierte, dass ultrarechte Minister wie Itamar Ben-Gvir nicht hinnehmen würden, dass sie die Mehrheit der Koalition nicht mehr beeinflussen könnten, und somit weiterhin die Regierung destabilisieren würden.
Lapid betonte zudem, dass das eigentliche Problem der Regierung nicht bei den Koalitionsstimmen liege, sondern in der „Realität“. Sa'ar werde nicht in der Lage sein, Milliarden Schekel für den Haushalt oder zusätzliche 15 Bataillone für die IDF zu beschaffen, sodass die Herausforderungen des Krieges die Regierung dennoch einholen würden.
Autor: Redaktion
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Montag, 30 September 2024