Nach dem 7. Oktober: 12.000 Verwundete seit Kriegsbeginn – Rehabilitation mit Fokus auf junge Veteranen und psychische Gesundheit
Das Verteidigungsministerium meldet tausende Verwundete seit Beginn des Konflikts mit einer Rekordzahl junger Betroffener. Neue Therapieangebote sollen ihnen beim Neuanfang helfen.

Seit dem 7. Oktober verzeichnet die Rehabilitationsabteilung des israelischen Verteidigungsministeriums eine stark gestiegene Zahl an Kriegsverletzten. Die Abteilung hat rund 12.000 Verwundete aufgenommen, von denen 93% Männer und 66% Reservisten sind. Mehr als die Hälfte der Verwundeten ist zwischen 18 und 30 Jahre alt. Der Anstieg junger Verwundeter markiert einen gravierenden Wandel in der Altersstruktur der Betroffenen, die bisher vorwiegend aus älteren Veteranen bestand. Um diesen Wandel zu begegnen, passt das Ministerium seine Rehabilitationsangebote nun verstärkt an die Bedürfnisse jüngerer Menschen an.
Besonders erschütternd sind die Daten zu Verletzungen: 14% der Verwundeten erlitten mittelschwere bis schwere Verletzungen. Zu den schwerwiegenden Verletzungen gehören unter anderem 377 Fälle von Kopfverletzungen, von denen 23 so gravierend waren, dass eine 3D-gedruckte Schädelprothese erforderlich wurde. Weitere 308 Menschen haben Augenverletzungen davongetragen, darunter 12, die ihre Sehkraft verloren haben und nun Prothesen benötigen. Die Rehabilitation gestaltet sich in vielen Fällen langwierig und komplex: Über 100 Personen sind an der Wirbelsäule verletzt, und etwa 60 Verwundete sind auf fortschrittliche Prothesen angewiesen, die individuell an ihren Lebensstil angepasst wurden.
Ein bedeutender Teil der Verwundeten entwickelt zudem psychische Herausforderungen. Etwa 43% (rund 5.200 Personen) zeigen Anzeichen von psychischen Belastungen wie Angstzustände, Depressionen und posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS). Dies stellt das Verteidigungsministerium vor die Aufgabe, die Therapie- und Betreuungsangebote auszubauen, da die Anzahl der jungen Verwundeten, die unter psychischen Nachwirkungen leiden, sich in diesem Jahr verdreifacht hat.
Die Abteilung für Veteranen und Verwundetenversorgung bietet ab sofort umfassendere und spezifisch angepasste Rehabilitationsprogramme, die auf Bildung und berufliche Wiedereingliederung abzielen. Zehn neu eröffnete Rehabilitationsfarmen im ganzen Land unterstützen die Betroffenen dabei, wieder einen strukturierten Alltag zu finden. In enger Zusammenarbeit mit der Zahal Disabled Veterans Organization (ZDVO) sollen diese Höfe den Verwundeten eine Möglichkeit zur körperlichen und mentalen Erholung bieten. Neben Workshops und Diskussionsrunden bietet die landwirtschaftliche Tätigkeit eine Form der Struktur und Routine, die den Genesungsprozess positiv beeinflussen soll. In naher Zukunft werden auch Angehörige die Möglichkeit haben, an den Aktivitäten der Rehabilitationsfarmen teilzunehmen.
Um die psychische Stabilität zu fördern und die Verwundeten sofort zu unterstützen, setzt das Verteidigungsministerium auf schnelle Interventionen. Die "Matan"-Teams leisten erste psychologische Hilfe und können auf Grundlage der Anforderungen direkt zu den Verwundeten oder zu deren Familien nach Hause geschickt werden. Darüber hinaus steht die "One Soul"-Helpline rund um die Uhr bereit und ist unter der Nummer 8944* erreichbar.
Die Philosophie "Rehabilitation vor Bürokratie", die in Zusammenarbeit mit der ZDVO entwickelt wurde, legt fest, dass die Verwundeten direkt nach ihrer Aufnahme sofortige medizinische und psychologische Betreuung sowie finanzielle Unterstützung erhalten. Beurteilungen durch ärztliche Gutachter werden dabei zurückgestellt: Physische Verletzungen werden ein Jahr nach der Verwundung bewertet, während die Begutachtung psychischer Verletzungen um zwei Jahre verschoben wird, um eine möglichst stabile Einschätzung der psychischen Auswirkungen zu gewährleisten.
Nach den Berechnungen der Rehabilitationsabteilung belaufen sich die jährlichen Kosten für die Behandlung und Unterstützung eines Kriegsverwundeten auf etwa 150.000 NIS (ca. 37.000 Euro). In Anbetracht der aktuellen Entwicklung geht die Abteilung davon aus, dass bis zum Jahr 2030 rund 100.000 IDF-Veteranen mit Behinderungen leben werden. Davon wird die Hälfte voraussichtlich an psychischen Problemen leiden.
Um auf die steigende Nachfrage nach Hilfsangeboten reagieren zu können, wurde zudem eine neue Abteilung für Kundenbetreuung eingerichtet. Diese neue Abteilung soll gemeinsam mit verbesserter technologischer und digitaler Unterstützung die bürokratischen Prozesse für die verletzten IDF-Veteranen effizienter gestalten und deren Anliegen, besonders im Hinblick auf die Israel-Hamas-Konflikte und Auseinandersetzungen im Libanon, schneller bearbeiten können.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF
Dienstag, 29 Oktober 2024