Der Weg zum Frieden: Warum die Lösung für Hisbollah in der libanesischen Politik liegt
Die US-vermittelte Waffenruhe mag kurzfristig Ruhe bringen, doch Experten warnen, dass ein dauerhafter Frieden nur durch einen Wandel in der libanesischen Politik möglich ist.
Die jüngste Waffenruhe zwischen Israel und Hisbollah, die durch die USA vermittelt wurde, mag eine vorübergehende Atempause bieten, doch die langfristige Lösung für den Konflikt könnte in der libanesischen Politik selbst liegen, so der Middle East-Experte und Professor Amatzia Baram in einem Interview mit Radio 103FM. Baram erklärte, dass die Waffenruhe "nicht schlecht" sei, jedoch mit Blick auf die Zukunft ein trübes Bild zeichnet. "Die Konsequenz wird sein, dass Hisbollah in ein oder zwei Jahren wieder zu dem zurückkehren wird, was sie war – besser, moderner, technologisch fortschrittlicher, mit einer weniger erfahrenen, aber unterstützten Führung aus dem Iran", so der Professor.
Die unmittelbare Folge eines solchen Szenarios wäre laut Baram eine noch schwierigere Runde des Konflikts, die zu einem "härteren Krieg" führen würde. Für Baram ist dies "etwas sehr schwer zu akzeptieren", aber auch eine Realität, die der Israelischen Verteidigung bewusst gemacht werden muss.
Die Lösung könnte jedoch näher liegen, als viele denken. Baram verweist auf die politische Lage im Libanon als entscheidenden Faktor. "Es gibt fast eine Viertelmillion libanesische Schiiten, die nach Syrien geflüchtet sind, wo sie unerwünscht sind. Sie flohen weiter nach Irak, wo sie ebenfalls nicht willkommen sind, und landeten in Süd-Irak, einer schiitischen Region, wo sie Akzeptanz fanden."
Dieses Flüchtlingsproblem betrifft nicht nur die betroffenen Familien, sondern auch die Mitglieder von Hisbollah, besonders die Terroristen der Radwan-Einheit, die oft von ihren Familien getrennt leben. Baram verdeutlicht den emotionalen Zustand eines Hisbollah-Terroristen, dessen Familie in den Irak floh: "Man muss wie ein Radwan-Kämpfer denken, der in Libanon bleibt, während seine Familie nach Südirak flieht. Sie sprechen zweimal im Monat miteinander, und die Isolation, die diese Menschen erleben, ist kaum zu ertragen."
Die Verstrickung der libanesischen Politik in diesen Konflikt könnte jedoch eine Lösung bieten. Baram erklärt, dass der libanesische parlamentarische Kurs immer weiter gegen Hisbollah geht. "Die libanesische Parlamentsmehrheit ist nicht mehr in der Hand von Hisbollah und ihren Verbündeten. Zwei Jahre nach den letzten Wahlen ist das Parlament gespalten, und sogar die 17 Sitze der maronitischen Partei, die Hisbollah bislang unterstützt hatte, sind jetzt verloren." Diese Entwicklung öffnet laut Baram den Weg für eine neue Präsidentenwahl, die eventuell eine Regierung an die Macht bringen könnte, die sich für die Entwaffnung von Hisbollah einsetzt – ein Schritt, der im Einklang mit der UN-Resolution 1701 steht.
Ein solches Szenario würde für Hisbollah das Ende ihrer militärischen Legitimation im Libanon bedeuten. Sollte sich das Parlament gegen die Gruppe stellen, würde Hisbollah nicht nur seine öffentliche Legitimität verlieren, sondern auch die internationale Unterstützung, die sie bisher genossen hat. "Wenn sie ihre Waffen ablegen müssen, verlieren sie jede politische und militärische Bedeutung", erklärt Baram abschließend.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Khamenei.ir, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=65505222
Freitag, 22 November 2024