Iran trotzt internationalem Druck: Neue Zentrifugen und erweiterte Urananreicherung
Nach einer IAEA-Resolution zur Zensur Teherans kündigt der Iran massive Schritte zur Erweiterung seiner Urananreicherung an. Steuert der Konflikt auf eine neue Eskalation zu?
Der Iran hat am Freitag Pläne zur Inbetriebnahme einer „bedeutenden Serie neuer und fortschrittlicher Zentrifugen“ angekündigt. Diese Reaktion folgt auf eine Resolution der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), die Teheran mangelnde Kooperationsbereitschaft vorwirft. Die Resolution, eingebracht von Großbritannien, Frankreich, Deutschland und den USA, erhielt 19 Stimmen bei 12 Enthaltungen und wurde von China, Russland und Burkina Faso abgelehnt.
Die IAEA hatte den Iran dazu aufgefordert, Antworten zu liefern, nachdem an zwei nicht deklarierten Standorten, Varamin und Turquzabad, Uranpartikel entdeckt worden waren. Diese Funde nähren den Verdacht, dass Teheran möglicherweise ein geheimes Atomwaffenprogramm betreibt – ein Vorwurf, den der Iran vehement bestreitet.
In einer gemeinsamen Erklärung des iranischen Außenministeriums und der Atomenergiebehörde betonte Teheran, die Zusammenarbeit mit der IAEA im Rahmen bestehender Vereinbarungen fortzusetzen. Gleichzeitig sei jedoch die Ausweitung der Urananreicherung durch den Einsatz fortschrittlicher Zentrifugen geplant. Behrouz Kamalvandi, Sprecher der iranischen Atomenergiebehörde, erklärte: „Wir werden die Anreicherungskapazitäten deutlich steigern und dabei verschiedene Typen moderner Maschinen nutzen.“
Die jüngste IAEA-Resolution stellt Iran vor die Aufgabe, „technisch glaubwürdige Erklärungen“ für die gefundenen Uranpartikel zu liefern. Ohne diese Transparenz bleibe unklar, ob das iranische Nuklearprogramm ausschließlich friedliche Zwecke verfolgt, wie Teheran behauptet.
Zudem legte die IAEA in einem aktuellen Bericht dar, dass der Iran sein Uranvorrat mit einer Anreicherung von bis zu 60 Prozent weiter ausgebaut hat. Die aktuellen Bestände belaufen sich auf 182,3 Kilogramm – ein Anstieg um 17,6 Kilogramm seit August. Uran dieser Reinheit liegt nur noch einen technischen Schritt von waffenfähigem Material mit 90-prozentiger Reinheit entfernt.
Diese Entwicklungen werfen erneut die Frage auf, wie mit dem iranischen Nuklearprogramm umzugehen ist. Der Iran hatte angeboten, den Ausbau seines Vorrats von Uran mit 60-prozentiger Reinheit zu stoppen, sofern westliche Staaten die IAEA-Resolution zurückziehen. Dieser Vorschlag wurde jedoch abgelehnt, was den Druck auf Teheran weiter erhöht.
Die Resolution fordert außerdem, dass die IAEA bis zum Frühjahr 2025 eine umfassende Bewertung der iranischen Nuklearaktivitäten vorlegt. Diese Bewertung könnte eine erneute Prüfung von Sanktionen durch den UN-Sicherheitsrat nach sich ziehen.
Hintergrund der Spannungen ist der Zusammenbruch des 2015 geschlossenen Atomabkommens, aus dem die USA 2018 unter Präsident Donald Trump einseitig ausstiegen. Der Iran begann daraufhin, die Vereinbarungen schrittweise zu verletzen. Versuche der Biden-Administration, das Abkommen wiederzubeleben, scheiterten zuletzt im September 2023 an einer unzureichenden Antwort Irans auf einen EU-Vorschlag.
Mit der angekündigten Ausweitung seiner Nuklearaktivitäten demonstriert der Iran erneut, dass er sich nicht durch internationalen Druck isolieren lässt. Zugleich stellt dies die internationale Gemeinschaft vor die Herausforderung, effektive Maßnahmen gegen ein zunehmend selbstbewusstes und widerständiges Regime zu ergreifen. Sollte keine diplomatische Lösung gefunden werden, droht eine weitere Verschärfung des Konflikts – mit unkalkulierbaren Folgen für die Region und darüber hinaus.
Autor: Redaktion
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Samstag, 23 November 2024