Beirut im Visier: Israelische Luftangriffe erschüttern Hisbollah außerhalb ihrer Hochburgen
Ein unerwarteter Luftangriff in der Basta-Gegend von Beirut markiert eine neue Phase im Konflikt mit der Hisbollah. Führt die Gruppe ihre Kämpfe nun zunehmend in Zivilgebiete?
Ein israelischer Luftangriff um vier Uhr morgens hat die Basta-Gegend im Zentrum Beiruts schwer getroffen und ein großes Gebäude zerstört. Obwohl zunächst eine hohe Opferzahl befürchtet wurde, berichten erste Informationen von vier Toten und rund zwei Dutzend Verletzten. Die endgültige Zahl der Opfer bleibt unklar, da Rettungsteams weiterhin Trümmer durchsuchen.
Dieser Angriff ist insofern bemerkenswert, als es keine Evakuierungswarnung gab – eine gängige Praxis der israelischen Streitkräfte, um zivile Opfer zu minimieren. Zudem ist die Basta-Gegend nicht Teil der üblichen Hisbollah-Hochburgen im südlichen Stadtteil Dahieh. Vielmehr deutet die gezielte Zerstörung darauf hin, dass Hisbollah-Führer zunehmend Schutz in zentralen, nicht schiitischen Vierteln suchen.
Bereits in den letzten Tagen gab es ähnliche Vorfälle. Ein israelischer Luftangriff tötete einen hochrangigen Hisbollah-Medienvertreter im Viertel Ras al-Nabaa, ebenfalls außerhalb des traditionellen Hisbollah-Gebiets. Diese Strategie scheint darauf abzuzielen, die Bewegungen und Verstecke der Führungsspitze der Gruppe zu erschweren, während das israelische Militär im Süden Libanons weiter gegen Hisbollah-Stellungen vorgeht.
Hisbollah in der Defensive
Die Hisbollah sieht sich derzeit von mehreren Fronten bedrängt. Während israelische Bodentruppen in den Schlüsselregionen Naqoura, Khiam und Marjayoun vorrücken, erschwert eine Serie gezielter Angriffe auf die Infrastruktur und Führung der Gruppe in Beirut deren Operationsfähigkeit. Besonders betroffen ist die Kommando- und Kontrollstruktur, da mehrere hochrangige Kommandeure ausgeschaltet wurden.
Die Taktik, sich in nicht-schiitischen Vierteln Beiruts zu verstecken, könnte der Hisbollah einerseits Schutz vor weiteren Angriffen bieten, gleichzeitig jedoch die Spannungen mit anderen Bevölkerungsgruppen wie Christen und Sunniten verschärfen. Diese Bevölkerungsgruppen, traditionell keine Unterstützer der Hisbollah, könnten durch die Angriffe in Mitleidenschaft gezogen werden – ein Szenario, das die ohnehin fragile soziale Struktur des Libanon weiter belasten würde.
Langfristige Strategie
Die Angriffe zeigen Wirkung, doch die Hisbollah bleibt widerstandsfähig. In ihren jüngsten Stellungnahmen betonte die Organisation, dass sie auf einen langen Krieg vorbereitet sei. Dies impliziert, dass sie trotz signifikanter Verluste weiterhin über ein beträchtliches Waffenarsenal verfügt. Gleichzeitig zeigt die gezielte Verlagerung ihrer Führungsstruktur, dass die Gruppe unter Druck improvisiert, um ihre Überlebensfähigkeit zu sichern.
Diese Entwicklungen werfen Fragen zur Zukunft des Konflikts und zu möglichen Verhandlungen auf. Während die Hisbollah weiterhin Raketen abfeuert und ihre Präsenz im Libanon verteidigt, ist unklar, wie lange sie den kombinierten Druck der israelischen Armee und interner Spannungen aufrechterhalten kann.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot Symbolbild
Samstag, 23 November 2024