80 Jahre nach dem gescheiterten Hitler-Attentat: Verblasst die Erinnerung an Claus Schenk Graf von Stauffenberg?

80 Jahre nach dem gescheiterten Hitler-Attentat: Verblasst die Erinnerung an Claus Schenk Graf von Stauffenberg?


Acht Jahrzehnte nach dem misslungenen Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 scheint die Erinnerung an Claus Schenk Graf von Stauffenberg, den mutigen Wehrmachtsoffizier und Widerstandskämpfer, zunehmend zu verblassen. Stauffenberg, der schwer kriegsversehrte Offizier, gilt heute in der Bundesrepublik als Symbol des deutschen Widerstands gegen das NS-Regime.

80 Jahre nach dem gescheiterten Hitler-Attentat: Verblasst die Erinnerung an Claus Schenk Graf von Stauffenberg?

Sein Bild ziert zahlreiche Biografien, und sein Leben wurde in Filmen und Theaterstücken verewigt. Dennoch zeigt eine repräsentative Studie des Allensbach-Instituts aus dem Jahr 2014, dass immer weniger junge Menschen den Namen Stauffenberg mit dem Widerstand gegen Hitler in Verbindung bringen.

Eine beunruhigende Entwicklung begleitet diese Vergessenheit: Ein rechtskonservativer Buchverlag verkauft erfolgreich Stauffenberg-T-Shirts im Pop-Art-Stil über das Internet. Ulrich Schlie, Historiker und Professor für Sicherheits- und Strategieforschung an der Universität Bonn, betont die Bedeutung von Stauffenberg neben den Geschwistern Scholl als Sinnbild des Widerstands, obwohl die Rezeptionsgeschichte bis heute kompliziert ist.

Stauffenberg, ein Spross einer alten Adelsfamilie, war ein Patriot, der Cello spielte und griechische Klassiker im Original las. Er gehörte zum Freundeskreis des Dichters Stefan George und war ein leidenschaftlicher Offizier. Am 20. Juli 1944 deponierte er eine Bombe im Führerhauptquartier in der Wolfsschanze, einem Hochsicherheitskomplex in Ostpreußen. Das Attentat war Teil eines Umsturzplans, an dem über 200 Verschwörer beteiligt waren, die das Morden in den Kriegsgebieten und Konzentrationslagern beenden wollten. Doch der Plan scheiterte, und Hitler wurde nur leicht verletzt. Stauffenberg und seine engsten Vertrauten wurden standrechtlich erschossen.

Nach dem gescheiterten Attentat erklärte Hitler die Männer und Frauen des 20. Juli zu Hochverrätern und bezeichnete sie in einer Rundfunkansprache als "eine kleine Clique ehrgeiziger und verbrecherisch-dummer Offiziere". Diese Marginalisierung des Widerstands durch Hitler war nur der Anfang einer komplizierten Rezeptionsgeschichte. Sophie Bechtolsheim, Historikerin und Stauffenberg-Enkelin, berichtet, dass sich alle politischen Lager ihren Großvater zu eigen machen wollten, von Biografien aus der DDR, die ihn in den Klassenkampf einpflanzten, bis hin zur Neuen Rechten, die seinen Patriotismus für ihre Zwecke nutzt.

Militärhistoriker Ulrich Schlie betont gegenüber der ARD die Notwendigkeit, die historische Erinnerung an Stauffenberg und die Ereignisse des 20. Juli 1944 lebendig zu halten. Die Fragen, die sich damals stellten – wer standhaft bleibt und wie Unrecht durch Recht ersetzt werden kann – sind heute weltweit aktueller denn je. Die Erinnerung an Stauffenberg ist daher nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Gegenwart und Zukunft.


Autor: Redaktion
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Samstag, 20 Juli 2024

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