Diebstahl von Stolpersteinen in Zeitz: Spendenaktion mobilisiert Solidarität
In Zeitz wurden zehn Stolpersteine gestohlen, was die Ermittlungen des Staatsschutzes wegen eines möglichen antisemitischen Motivs auslöste. Eine Spendenaktion hat in kürzester Zeit fast 18.000 Euro gesammelt, um die Gedenktafeln zu ersetzen.
In der Stadt Zeitz im Burgenlandkreis wurden am vergangenen Wochenende alle zehn Stolpersteine, die an deportierte Juden während der NS-Zeit erinnerten, von Unbekannten gestohlen. Die Tat erschütterte nicht nur die örtliche Gemeinschaft, sondern führte auch zu einer breiten Welle der Solidarität. Innerhalb weniger Tage sind fast 18.000 Euro an Spenden aus ganz Deutschland zusammengekommen, die es ermöglichen, die gestohlenen Stolpersteine zu ersetzen und zusätzliche neue Steine zu verlegen.
Die Stadtverwaltung von Zeitz richtete Anfang der Woche ein Spendenkonto ein, um die Gedenktafeln zu ersetzen, und bis Donnerstagnachmittag gingen bereits rund 17.700 Euro ein. Sowohl Kreistagsabgeordnete verschiedener Parteien als auch die Bürgermeisterin von Zeitz, Kathrin Weber, unterstützen die Spendenaktion. Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet reagierten auf den Diebstahl mit Spendenbeträgen zwischen fünf und 500 Euro. Dies zeigt, wie tief die Tat die Bevölkerung bewegt.
Der Diebstahl der Stolpersteine fiel zeitlich auf den Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober. Daher schließt die Polizei einen antisemitischen Hintergrund nicht aus, und der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Politiker und Organisationen zeigten sich erschüttert. Götz Ulrich, der Landrat des Burgenlandkreises, verurteilte die Tat als „unverzeihlich“ und betonte, dass ein solcher Diebstahl darauf abzielt, den Holocaust aus dem kollektiven Gedächtnis zu tilgen. Sebastian Striegel, Landtagsabgeordneter der Grünen, wies darauf hin, dass der Vorfall den grassierenden Antisemitismus in der Gesellschaft aufdecke. Eine Belohnung von 1.000 Euro wurde für Hinweise zur Ergreifung der Täter ausgesetzt.
Die Stolpersteine, ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus. Sie tragen die Namen von Menschen, die während der NS-Zeit verfolgt, deportiert oder ermordet wurden. Demnig erklärte, dass weltweit etwa 112.000 Stolpersteine verlegt wurden, von denen etwa 900 gestohlen worden seien. Der Künstler sieht einen klaren Zusammenhang zwischen dem Diebstahl in Zeitz und dem Gedenken an den Hamas-Angriff auf Israel, was die antisemitische Motivation hinter der Tat vermuten lässt.
Dank der großen Spendenbereitschaft wird die Stadt nicht nur die gestohlenen Steine ersetzen können, sondern plant, weitere Stolpersteine zu verlegen und so die Erinnerungskultur weiter zu stärken.
Autor: Redaktion
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Samstag, 12 Oktober 2024