Rücktritt wegen Antisemitismus: Henriette Quade verlässt Die Linke
Henriette Quade, langjähriges Mitglied der Partei Die Linke, hat ihren Rücktritt erklärt und dabei die unzureichende Reaktion ihrer Partei auf Antisemitismus als Hauptgrund genannt.
Quade, die seit 24 Jahren in der Partei aktiv war und seit 2011 als Abgeordnete im Landtag von Sachsen-Anhalt fungiert, wird ihre politische Arbeit künftig als unabhängige Abgeordnete fortsetzen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
In einer auf ihrer Website und auf X (ehemals Twitter) geteilten Erklärung kritisierte Quade eine „Kultur des Schweigens“ in Bezug auf Antisemitismus innerhalb der Linken. Sie betonte, dass ein kompromissloser Kampf gegen Antisemitismus „in und mit dieser Partei“ nicht möglich sei.
Der unmittelbare Anlass für ihren Rücktritt war eine kürzlich verabschiedete Resolution auf dem Bundesparteitag der Linken in Halle. Diese forderte zwar eine Waffenruhe und die Freilassung israelischer Geiseln, die von der Terrororganisation Hamas entführt wurden, erwähnte jedoch kein einziges Mal das Thema Antisemitismus. Quade kritisierte, dass die Resolution sich auf vermeintliche Verstöße des israelischen Militärs gegen das Völkerrecht konzentriere, dabei jedoch den „mörderischen Antisemitismus“ völlig ausklammere, wie sie es gegenüber Spiegel Online formulierte.
„Die Resolution hat nicht mit einem einzigen Satz den mörderischen Antisemitismus erwähnt, der seit dem ersten Tag des Bestehens Israels nach seiner Zerstörung strebt“, erklärte Quade weiter.
Zusätzlich äußerte Quade scharfe Kritik an der Forderung ihrer Partei, Waffenlieferungen an Israel zu stoppen. Sie argumentierte, dass eine solche Politik Israel wehrlos zurücklassen würde. „Solange Israel militärisch bedroht wird, kann es Angriffe nur durch militärische Gewalt abwenden“, sagte sie und zog dabei Parallelen zur Haltung der Partei im Ukraine-Konflikt, die sie als eine „Politik des Sterbenlassens“ beschrieb.
Quades Rücktritt beleuchtet die internen Spannungen innerhalb der Linken, insbesondere in Bezug auf internationale Konflikte und den Umgang mit Antisemitismus. Ihre Entscheidung, ihr Mandat im Landtag als unabhängige Abgeordnete weiterzuführen, zeigt ihr klares Signal, dass sie ihre politische Arbeit fortsetzen will, sich jedoch von den Positionen der Partei distanziert, wie Die Welt berichtet.
Die Entscheidung Quades verstärkt die innerparteiliche Debatte über den Umgang der Linken mit Israel und Antisemitismus. Im Mittelpunkt ihrer Kritik steht die Tatsache, dass Antisemitismus in der jüngsten Resolution der Partei nicht erwähnt wurde. Quade betonte, dass der Verzicht auf eine klare Benennung des Antisemitismus den Frieden untergraben und Israels Sicherheit gefährden könne.
Henriette Quade stammt aus Halle (Saale) und war über zwei Jahrzehnte hinweg eine aktive Figur in der Linken. Als innenpolitische Sprecherin der Partei in Sachsen-Anhalt setzte sie sich insbesondere für gesellschaftspolitische Themen ein. Ihr Rücktritt wird als starkes Signal gegen das wahrgenommene Versagen der Partei im Umgang mit Antisemitismus gewertet.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Steffen Prößdorf, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=70733426
Dienstag, 22 Oktober 2024