AfD und die Verachtung der Moderne: Ein Angriff auf das Bauhaus und das kulturelle Erbe Deutschlands
Zum bevorstehenden 100. Geburtstag des Bauhauses fordert die AfD eine kritische Auseinandersetzung – und wählt Argumente, die an die Haltung der Nationalsozialisten erinnern.
In einer kontroversen Rede beschrieb der kulturpolitische Sprecher der AfD im Magdeburger Landtag das Bauhaus als „Irrweg der Moderne“ und kritisierte die von Walter Gropius gegründete Bewegung als „undeutsche Kunst“. Der Antrag zur „kritischen Auseinandersetzung“ wurde von den anderen Fraktionen klar abgelehnt, doch die Tonlage der AfD erinnert stark an die Argumente der Nationalsozialisten, die das Bauhaus 1933 in Dessau geschlossen hatten. Der AfD-Sprecher beschuldigte das Bauhaus, das „Bedürfnis nach Geborgenheit und Behaglichkeit vergewaltigt“ zu haben, und lehnte die Architekturbewegung als Angriff auf die deutsche Tradition ab.
Für viele Beobachter ist die Haltung der AfD alarmierend: Mit ähnlicher Vehemenz wie die Nationalsozialisten scheinen auch Vertreter der AfD die Moderne zu verteufeln, zu der das Bauhaus unbestreitbar gehört. Dabei prägte das Bauhaus nicht nur Deutschland, sondern gilt weltweit als Synonym für eine rationale und funktionale Formensprache, die zur ästhetischen und kulturellen Identität Deutschlands beiträgt. Die UNESCO hat das Bauhaus nicht ohne Grund zum Weltkulturerbe erklärt – eine Tatsache, die die AfD offenbar ignoriert oder bewusst verkennt.
Benjamin-Immanuel Hoff, Thüringens Minister für Kultur, beschreibt in einem aktuellen Beitrag eine beunruhigende Entwicklung: Bereits zuvor hatte die AfD einen „Caspar-David-Friedrich-Preis“ für „deutsche Malerei“ ausgeschrieben, um Künstler zu fördern, die einen „identitätsstiftenden Beitrag zu einer spezifisch deutschen Malerei“ leisten. Diese Förderung wirkt wie eine Neuauflage nationalsozialistischer Ästhetik und erinnert an die verzweifelte Angst der Nazis, dass die „Moderne“ die vermeintlich „gute Tradition“ zerstören könnte.
Die kulturpolitischen Aussagen und Ziele der AfD lassen erkennen, dass die Partei eher rückwärtsgewandt ist und ein verengtes Bild deutscher Kultur pflegt, das auf althergebrachte Vorstellungen von Nationalstolz und „Deutschtum“ fokussiert ist. Künstler sollten sich laut AfD „einen deutschen Stil“ zu Eigen machen – ein Konzept, das bereits vor Jahrzehnten von der Geschichte überholt wurde. Caspar David Friedrich, ein bedeutender Maler der Romantik, wurde schon von den Nazis für ihre Propaganda missbraucht. Auch heute versucht die AfD, Friedrichs Werk für ihre ideologischen Zwecke zu nutzen. Doch wie Kulturhistoriker Florian Illies in der Berliner Zeitung betonte, habe es Friedrichs Kunst „immer wieder geschafft, sich ideologischen Umklammerungen zu entziehen“.
Während die AfD das Bauhaus kritisiert, wird international deutlich, dass der Funktionalismus und die nüchterne Ästhetik des Bauhauses längst Teil der deutschen Identität sind und als Teil des kulturellen Erbes anerkannt werden. Gerade in Deutschland ist in den letzten Jahren eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Bauhaus und der Moderne erfolgt. Die AfD verkennt offenbar diese Entwicklungen und klammert sich an eine vermeintliche „deutsche Malerei“, deren Definition in der modernen Kunst keinen Platz mehr hat.
Die Absage des Magdeburger Landtags an den Antrag der AfD ist ein klares Zeichen dafür, dass die kulturelle Vielfalt und das Erbe der Moderne in Deutschland auch weiterhin gegen ideologische Vereinnahmungen verteidigt werden. Es bleibt zu hoffen, dass die demokratischen Kräfte des Landes auch künftig wachsam bleiben und verhindern, dass das kulturelle Erbe Deutschlands durch rückwärtsgewandte Ideologien geschwächt wird.
Autor: Redaktion
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Samstag, 26 Oktober 2024