Frankreichs umstrittener Beschluss: Georges Ibrahim Abdallah vor Freilassung?
Nach vier Jahrzehnten Haft hat ein französisches Gericht die bedingte Freilassung des libanesischen Terroristen Georges Ibrahim Abdallah angeordnet – unter strikten Auflagen. Doch ein Einspruch könnte den Schritt noch verhindern.
Georges Ibrahim Abdallah, ein Mitglied der palästinensischen Terrororganisation Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), wurde 1987 wegen der Ermordung des US-Militärattachés Charles Robert Ray und des israelischen Diplomaten Yacov Barsimantov zu lebenslanger Haft verurteilt. Nun soll er am 6. Dezember freikommen, sofern er Frankreich endgültig verlässt.
Eine lang umstrittene Haftstrafe
Abdallah, der sich selbst als „Kämpfer“ für palästinensische Rechte bezeichnet und keine Reue für seine Taten gezeigt hat, ist seit 1999 auf Bewährung entlassungsberechtigt. In den vergangenen Jahrzehnten wurden zehn Anträge abgelehnt, da er sich nicht von seiner gewalttätigen Ideologie distanzierte.
2013 wurde ein Freilassungsbeschluss gefasst, der jedoch durch den damaligen Innenminister Manuel Valls blockiert wurde. Die nun erfolgte gerichtliche Anordnung seiner Freilassung unterliegt einer letzten Hürde: Die Staatsanwaltschaft hat Berufung eingelegt, deren Entscheidung noch aussteht.
Politische und öffentliche Reaktionen
Während die libanesische Regierung wiederholt Abdallahs Freilassung gefordert hat, lehnen die USA diesen Schritt vehement ab. Washington betrachtet Abdallah weiterhin als eine Gefahr und einen Unterstützer des internationalen Terrorismus. In Frankreich hat Abdallah vor allem in linken und kommunistischen Kreisen Sympathien gefunden. Nobelpreisträgerin Annie Ernaux bezeichnete seine Inhaftierung jüngst als „Schande für Frankreich“.
Proteste zur Unterstützung seiner Freilassung erreichten jüngst Höhepunkte: 2.000 Menschen demonstrierten im Oktober vor dem Gefängnis in Lannemezan, wo Abdallah inhaftiert ist.
Internationale Implikationen
Abdallahs mögliche Freilassung wirft ein Licht auf die komplexen geopolitischen Spannungen zwischen Frankreich, den USA, Israel und Libanon. Der Fall könnte das ohnehin fragile Verhältnis zwischen Paris und Washington belasten, sollte der Einspruch der Staatsanwaltschaft scheitern.
Die endgültige Entscheidung bleibt abzuwarten – doch die Kontroverse um Georges Ibrahim Abdallah wird zweifellos weiter andauern.
Autor: Redaktion
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Samstag, 16 November 2024