Serbische Behörden setzen Überwachungssoftware gegen Journalisten und Aktivisten ein
Manipulation und Überwachung: Amnesty-Bericht deckt beunruhigende Praktiken auf
Serbische Behörden stehen im Mittelpunkt schwerwiegender Vorwürfe: Laut einem Bericht von Amnesty International haben Regierungsstellen eine heimische Spionagesoftware, genannt „NoviSpy“, verwendet, um die Mobiltelefone von Dutzenden Journalisten und Aktivisten auszuspionieren. Der Bericht, der auf digitalen forensischen Beweisen und Zeugenaussagen basiert, offenbart ein gezieltes Vorgehen gegen Kritiker des serbischen Staates.
Das Überwachungsprogramm infiltrierte die Geräte, nahm verdeckt Screenshots, kopierte Kontakte und lud private Daten auf einen regierungskontrollierten Server hoch. Laut Amnesty trat die Spionage häufig nach Verhören durch Polizei und Geheimdienste auf.
Israels Cellebrite im Fokus
In mehreren Fällen kam laut Bericht Software des israelischen Unternehmens Cellebrite DI Ltd zum Einsatz, um Telefone vor der Infektion mit NoviSpy zu entsperren. Cellebrites Technologie wird weltweit, unter anderem vom FBI, zur Entsperrung und Analyse von Mobilgeräten eingesetzt.
Das Unternehmen zeigte sich alarmiert: „Sollten diese Vorwürfe zutreffen, würde dies unsere Nutzungsbedingungen verletzen,“ erklärte David Gee, Marketingchef von Cellebrite. In diesem Fall erwäge man, die Nutzung der Technologie durch serbische Behörden zu untersagen. Gee betonte zudem, dass die direkte Installation von Überwachungssoftware keinesfalls zur Geschäftspraxis Cellebrites gehöre.
Hilfe aus dem Ausland: Norwegische und UNOPS-Rolle
Die Amnesty-Enthüllungen werfen auch ein Licht auf die internationale Dimension des Vorfalls. Serbien erhielt Cellebrite-Geräte zwischen 2017 und 2021 im Rahmen eines EU-Integrationsprojekts, das von Norwegen finanziert und über das UN-Büro für Projektdienste (UNOPS) verwaltet wurde. Ziel war die Unterstützung Serbiens bei der Bekämpfung von organisierter Kriminalität.
Bereits 2018 stellte Norwegen die Lieferung solcher Geräte vorübergehend ein und äußerte Bedenken über deren potenziellen Missbrauch. Trotz dieser Warnungen wurden weitere Geräte im Juni 2019 an das serbische Innenministerium ausgeliefert. Die norwegische Regierung zeigt sich jetzt entschlossen: „Sollten sich die Anschuldigungen bestätigen, ist dies inakzeptabel,“ erklärte die stellvertretende Außenministerin Maria Varteressian. Weitere Gespräche mit serbischen Behörden und UNOPS seien geplant.
Aktivisten und Journalisten im Visier
Besonders schwer wiegt der Verdacht gezielter Überwachung kritischer Stimmen. Ein betroffener Aktivist berichtete Reuters, dass Kontakte und private Fotos von seinem Gerät direkt nach einem Treffen mit der serbischen Geheimdienstbehörde (BIA) exportiert wurden. Digitale Forensik-Experten konnten den NoviSpy-Befall bestätigen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Julian Nyča - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42348483
Montag, 16 Dezember 2024