UNRWA unter Druck: Wie glaubwürdig sind Lazzarinis Verteidigungen gegen Hamas-Vorwürfe?

UNRWA-Kommissar Philippe Lazzarini verteidigt sich gegen schwere Vorwürfe, dass Hamas UNRWA-Einrichtungen für militärische Zwecke nutzt. Trotz fehlender Beweise bleibt die Glaubwürdigkeit der Organisation fraglich.

Philippe Lazzarini, der General-Kommissar der UN-Hilfsorganisation für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA), sieht sich aufgrund von Vorwürfen bezüglich der Nutzung von UNRWA-Einrichtungen durch Hamas in einer schwierigen Lage. In einem Interview mit Stephen Sackur in der BBC-Sendung HARDtalk versuchte er, das Verhalten seiner Organisation zu rechtfertigen. Die Anschuldigungen kamen nur wenige Tage nach einem israelischen Luftangriff auf eine UNRWA-Schule, bei dem laut Hamas mindestens 18 Menschen, darunter sechs UNRWA-Mitarbeiter, ums Leben kamen.

Die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) verteidigten den Angriff mit der Behauptung, dass neun der Getöteten Mitglieder der Hamas gewesen seien, darunter drei UNRWA-Mitarbeiter. Lazzarini wies die Vorwürfe zurück und erklärte, dass sowohl das UNRWA-Personal als auch die UNRWA-Einrichtungen gezielt angegriffen würden. Er betonte, dass zwei Drittel der UNRWA-Installationen beschädigt seien und mindestens 500 Menschen, darunter viele Zivilisten, ihr Leben verloren hätten.

Im Interview versuchte Sackur, Licht in die wiederkehrenden israelischen Behauptungen zu bringen, dass Hamas regelmäßig UNRWA-Einrichtungen als Kommandozentralen nutze. Die IDF und verschiedene Medienberichte hatten in der Vergangenheit mehrfach auf solche Vorkommnisse hingewiesen. Sackur stellte die Frage, ob UNRWA-Mitarbeiter dies nicht hätten bemerken müssen. Lazzarini reagierte darauf mit dem Hinweis, dass er über solche Vorfälle keine gesicherten Informationen habe und sich auf Medienberichte verlassen müsse, da es im Vorfeld von Angriffen keine Warnungen oder Informationen seitens Israels gebe.

Es gibt jedoch immer wieder Hinweise darauf, dass Hamas tatsächlich UNRWA-Einrichtungen nutzt, was die Glaubwürdigkeit von Lazzarinis Verteidigung erschwert. Obgleich die Beweise nicht zweifelsfrei bestätigt sind, gibt es dennoch Indizien, die diese Vorwürfe stützen könnten. Sackur hinterfragte, ob es nicht problematisch sei, dass UNRWA-Mitarbeiter scheinbar nichts über die mögliche Nutzung ihrer Einrichtungen durch militante Gruppen wüssten oder diese Informationen nicht weitergeben.

Lazzarini betonte, dass, sollte es Hinweise auf eine solche Nutzung geben, die UNRWA sofort handeln würde. Er wies außerdem darauf hin, dass israelische Politiker immer wieder versucht hätten, die UNRWA zu diskreditieren, um das Thema palästinensischer Flüchtlinge aus der internationalen Agenda zu entfernen und den Status der Flüchtlinge infrage zu stellen. Dennoch bleibt die Frage offen, ob die Vorwürfe der Hamas-Infiltration der UNRWA wirklich politisch motiviert sind oder ob sie auf ernsthaften Sicherheitsbedenken beruhen.

Lazzarini erklärte weiter, dass UNRWA bereits Untersuchungen zu Hamas-Verbindungen eingeleitet habe, die aber bislang keine schlüssigen Ergebnisse gebracht hätten. Dennoch bleibt die Debatte um die Rolle der UNRWA im Konflikt brisant, da viele die Organisation als wichtigen Akteur im Umgang mit palästinensischen Flüchtlingen sehen, während andere ihre Neutralität und Integrität hinterfragen.

Autor: Redaktion
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Samstag, 14 September 2024