Hamas Regime in Gaza

Hamas Regime in Gaza


Ein Jahr lang hat die IDF Hamas im Gazastreifen unermüdlich angegriffen. Während die militärische Führung von Hamas geschwächt ist, bleibt ihre zivile Verwaltung überraschend widerstandsfähig. Doch diese Fragilität birgt Gefahren.

Hamas Regime in Gaza

Seit einem Jahr führt die Israelische Verteidigungsarmee (IDF) kontinuierliche Operationen gegen Hamas und andere Fraktionen im Gazastreifen durch. Militärisch scheint Hamas stark geschwächt: Ihr militärischer Flügel ist nach dem Tod von Yahya Sinwar nahezu handlungsunfähig. Doch abseits der Frontlinie zeigt sich eine andere Realität – Hamas regiert weiterhin zwei Millionen Palästinenser im Gazastreifen. Trotz des jahrelangen Konflikts funktioniert die Zivilverwaltung von Hamas erstaunlich stabil, auch wenn sie durch die fortdauernden Angriffe stark eingeschränkt wurde.

Hamas ist mehr als nur eine militante Gruppe. Seit ihrem Putsch gegen die Fatah im Jahr 2007 hat sie sich als autoritäre Regierung im Gazastreifen etabliert und übt umfassende Kontrolle über alle Aspekte des zivilen Lebens aus. Nach einem Jahr ständiger Angriffe stellt sich die Frage: Wie hat sich diese Verwaltung gehalten?

Es zeigt sich, dass viele Regierungsinstitutionen von Hamas weiterhin arbeiten. Zwar wurden zahlreiche Büros zerstört, und die Arbeitskraft ist reduziert, doch wesentliche Dienste werden noch erbracht. Zum Beispiel arbeitet das Gesundheitsministerium im Notfallmodus und stellt grundlegende medizinische Versorgung sicher. Auch große Städte wie Gaza City und Deir al-Balah organisieren weiterhin die Entsorgung von Abfall und das Freiräumen von Trümmern.

Diese Funktionalität, wenn auch eingeschränkt, verhindert den Ausbruch von Seuchen und stellt eine gewisse Stabilität im Alltagsleben sicher. Regierungsmitarbeiter, die für die Palästinensische Rote Halbmond und die kommunalen Ordnungsbehörden arbeiten, sind auf den Straßen präsent und bemühen sich, den zivilen Betrieb aufrechtzuerhalten.

Während die Zivilverwaltung von Hamas leidet, haben sie ihre finanziellen Einnahmequellen diversifiziert. Ein spektakulärer Coup war der Überfall auf die „Bank of Palestine“, bei dem sie 400 Millionen Schekel erbeuteten. Diese Summe verschaffte ihnen kurzfristig Luft, doch Hamas schöpft auch weiterhin Gewinne aus hohen Steuern auf Händler sowie aus humanitären Hilfsgütern, die teilweise einbehalten werden.

Cigarette-Schmuggel ist ein weiteres profitables Geschäft für Hamas. Sie verkauft Zigaretten zu horrenden Preisen, was die Verknappung auf dem Schwarzmarkt verschärft. Ein Paket kann bis zu 300 Schekel kosten, während einzelne Zigaretten bis zu 70 Schekel gehandelt werden. Israel hat daher beschlossen, den Import von Zigaretten zu beschränken, um Hamas den Profit zu entziehen, doch darunter leiden auch die Zivilisten.

Angesichts der prekären wirtschaftlichen Lage sind viele Bewohner des Gazastreifens auf internationale Hilfsgüter angewiesen. Diese kommen hauptsächlich durch drei Routen in den Gazastreifen: von Jordanien, Ägypten und über den israelischen Hafen in Ashdod. Internationale Organisationen wie das World Central Kitchen und die Palästinensische Rote Halbmond verteilen die Hilfsgüter an die notleidende Bevölkerung.

Dennoch bleiben die Lebenshaltungskosten extrem hoch. Ein Kilo Reis kostet bis zu 80 Schekel, Kartoffeln 100 Schekel, und Grundnahrungsmittel wie Fleisch und Hühnerfleisch sind schwer zu bekommen. Viele Palästinenser im Gazastreifen können sich diese Preise nicht leisten und sind vollständig von Hilfsorganisationen abhängig.

Vor einigen Monaten versuchte Israel, über die Zusammenarbeit mit einflussreichen Clanführern eine zivile Opposition gegen Hamas zu schaffen. Doch dieser sogenannte „Inselplan“ scheiterte schnell. Drohungen und der Einfluss von Hamas verhinderten eine Abspaltung dieser Gruppen, und der Plan wurde letztlich aufgegeben.

Die Zukunft von Hamas als zivile Regierung bleibt ungewiss. Während Israel militärische Fortschritte erzielt, birgt die völlige Zerstörung der zivilen Infrastruktur die Gefahr von Anarchie und Chaos. Kriminalität und Terrorismus könnten in einem vakuumartigen Gazastreifen gedeihen, in dem keine zentrale Verwaltung mehr existiert. Terrororganisationen wie ISIS oder der Islamische Dschihad warten bereits darauf, in die entstehende Lücke zu stoßen.

Mit dem Tod von Yahya Sinwar und der Schwächung der Hamas-Führung stehen Israel und die internationale Gemeinschaft vor einer schwierigen Entscheidung: Sollten die Überreste der Hamas-Verwaltung erhalten bleiben, um Stabilität zu gewährleisten, oder muss sie vollständig zerschlagen werden, auch wenn dies das Risiko einer chaotischen Übergangsphase birgt?


Autor: Redaktion
Bild Quelle:


Samstag, 19 Oktober 2024

Waren diese Infos wertvoll für Sie?

Sie können uns Danke sagen. Geben Sie einen beliebigen Betrag zurück und zeigen Sie damit, wie viel Ihnen der Inhalt wert ist.



Folgen Sie uns auf:

flag flag

Newsletter