Biden unter Druck: Todesstrafen-Debatte entfacht Empörung bei Synagogenopfern
Die Forderung einiger Mitglieder des US-Kongresses und Aktivisten, die Todesstrafe für 40 Häftlinge – darunter Robert Bowers, der Mörder von 11 Gläubigen in der Synagoge von Squirrel Hill – in lebenslange Haft umzuwandeln, sorgt für heftige Kontroversen. Opferfamilien betonen die Wichtigkeit des Rechtsprozesses und lehnen jede Form der Begnadigung ab.

Inmitten einer hitzigen Debatte über die Zukunft der Todesstrafe hat eine Kampagne von Kongressmitgliedern und Aktivistengruppen das Augenmerk auf die Umwandlung von 40 Todesurteilen in den Vereinigten Staaten gerichtet. Darunter auch jenes von Robert Bowers, der 2018 in der Squirrel Hill Synagoge elf Menschen bei einem antisemitischen Anschlag ermordete. Die Möglichkeit einer Begnadigung sorgt unter Überlebenden und Familien der Opfer für Bestürzung.
In einer emotionalen Kampagne setzen sich Todesstrafengegner dafür ein, dass Präsident Joe Biden seine weitreichende Clemency-Macht ausübt, bevor er Ende Januar das Amt verlassen könnte. Zu den Unterstützern gehört auch die Kongressabgeordnete Ayanna Pressley, die betonte, dass Biden in einer historischen Geste ein Zeichen gegen die Todesstrafe setzen könnte. Die Kampagne wird jedoch scharf kritisiert – insbesondere von Familien der Opfer von Squirrel Hill.
Michele Rosenthal, die bei dem Anschlag ihre Brüder David und Cecil Rosenthal verlor, spricht für viele Betroffene: „Das Urteil war gerecht und durch einen langen Prozess erarbeitet. Es zu ändern, wäre respektlos gegenüber den Geschworenen, die dieser schrecklichen Tat genauestens nachgegangen sind.“ Sie sieht in einer Begnadigung eine Missachtung der Gerechtigkeit.
Die Debatte um Gerechtigkeit und Bestrafung wird in diesem Fall durch die Geschichte selbst geprägt: Bowers zeigte weder Reue noch den geringsten Anschein von Einsicht, wie Überlebende und Prozessbeobachter berichten. Nach langen Verhandlungen sprach eine Jury das Todesurteil einstimmig aus – ein Urteil, das als Abschreckung und Schutz gleichermaßen diene.
Howard Fienberg, der bei dem Anschlag seine Mutter verlor, unterstreicht: „Die Todesstrafe stellt sicher, dass er nie wieder außerhalb eines Hochsicherheitsgefängnisses leben kann oder Aufmerksamkeit für sich gewinnt. Dieser Schutz war von zentraler Bedeutung.“
Auf der anderen Seite argumentieren Todesstrafengegner, dass staatlich sanktionierte Hinrichtungen moralisch nicht vertretbar seien. Abraham Bonowitz von „L’chaim! Jews Against the Death Penalty“ sagte: „Die Antwort auf Gewalt darf nicht noch mehr Gewalt sein, auch nicht durch den Staat.“
Auch Bruce Ledewitz, ehemaliger Leiter eines Projekts gegen die Todesstrafe, weist darauf hin, dass eine Umwandlung des Urteils lediglich lebenslange Haft bedeute: „Er wird ohnehin den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Begnadigung bedeutet nicht Freiheit.“
Die Debatte beleuchtet größere moralische und juristische Spannungen. Sollte Präsident Biden die Todesurteile umwandeln, könnte dies zu einer historischen Abkehr von der Anwendung der Todesstrafe auf Bundesebene führen. Doch Opferfamilien wie Carol Black, die ihren Bruder Richard Gottfried verlor, sehen das anders. Sie fordert, dass der Wille der Jury und das System der Rechtsprechung respektiert werden: „Es geht um die Sicherheit unserer Gemeinschaft und um den Respekt vor dem Gerechtigkeitssystem.“
Mit der Nähe zur nächsten Präsidentschaftswahl und den unterschiedlichen gesellschaftlichen Haltungen zur Todesstrafe bleibt unklar, ob Biden das Risiko einer derart kontroversen Entscheidung eingeht. Für die betroffenen Opferfamilien jedoch steht fest, dass Gerechtigkeit nicht nur ein Urteil ist, sondern das öffentliche Vertrauen in das Rechtssystem.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von daveynin from United States - People paid for the respect, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=74877748
Montag, 16 Dezember 2024