Das älteste jüdische Buch der Welt: Eine Entdeckung entlang der Seidenstraße

Das älteste jüdische Buch der Welt: Eine Entdeckung entlang der Seidenstraße


Ein neuer Fund im Museum of the Bible in Washington, D.C., sorgt für Aufsehen: Ein 1.300 Jahre altes jüdisches Buch, entdeckt in einer Höhle in Afghanistan, könnte das älteste erhaltene jüdische Buch der Welt sein. Doch was steckt wirklich hinter dieser Entdeckung?

Das älteste jüdische Buch der Welt: Eine Entdeckung entlang der Seidenstraße

In einem spektakulären neuen Ausstellungsstück im Museum of the Bible in Washington, D.C., wird derzeit ein winziges, unscheinbares Buch als das älteste bekannte jüdische Buch der Welt präsentiert. Dieser Fund, der die wissenschaftliche und kulturelle Welt aufrüttelt, stammt laut dem Museum aus dem 8. Jahrhundert und wurde auf der antiken Seidenstraße in einer Höhle im Bamiyan-Tal, Afghanistan, entdeckt. Das Buch entstand vermutlich in einer jüdischen Gemeinschaft, die als religiöse Minderheit unter buddhistischer Herrschaft lebte.

Mit einer Größe von nur etwa fünf mal fünf Zoll enthält das Buch verschiedene Texte, darunter Gebete, Gedichte und die älteste bekannte Version der Haggadah, dem zentralen Text des jüdischen Pessach-Seders. Diese Sammlung von Texten wirft ein Licht auf das reiche religiöse und kulturelle Leben einer längst vergessenen jüdischen Diaspora entlang der legendären Handelsroute.

Der lange Weg der Entdeckung

Obwohl das Buch im Jahr 1997 von einem Mitglied der Hazara-Minderheit Afghanistans entdeckt wurde, geriet es nach einigen erfolglosen Versuchen, es zu verkaufen, für viele Jahre in Vergessenheit. Sogar die Zerstörung der berühmten Buddha-Statuen in Bamiyan durch die Taliban im Jahr 2001 konnte das Interesse an dem Manuskript nicht wecken. Erst im Jahr 2012, nach der US-Invasion in Afghanistan, tauchte das Buch wieder auf, als es von einem Antiquitätenhändler in London fotografiert wurde.

Der Weg des Buches ins Museum of the Bible ist eine Geschichte voller Zufälle. Die prominente evangelikale Green-Familie, bekannt als Eigentümer der Hobby-Lobby-Kette, erwarb das Buch ohne Kenntnis seiner wahren Herkunft oder seines Alters. Erst als ein Kurator des Museums das Buch genauer untersuchte und mit Bildern in einem Artikel über jüdische Manuskripte verglich, wurde seine wahre Herkunft offenbar. Dies führte schließlich zu einer genaueren Analyse, bei der mithilfe der Radiokarbonmethode festgestellt wurde, dass das Buch etwa 1.300 Jahre alt ist. Diese Analyse machte es zum ältesten vollständig erhaltenen jüdischen Kodex, noch älter als der berühmte Aleppo-Kodex.

Wissenschaftliche Debatte und künftige Forschung

Trotz der sensationellen Behauptungen, die das Museum aufstellt, ist die wissenschaftliche Untersuchung des Buches noch nicht abgeschlossen. Die endgültigen Forschungsergebnisse werden erst im April 2024 in einer Sammlung von zehn Essays bei Brill, einem angesehenen niederländischen Verlag, veröffentlicht. Bis dahin bleibt das Buch ein Rätsel für viele Experten in der Welt der jüdischen Manuskripte.

Sharon Mintz, die Co-Kuratorin der Ausstellung, bleibt jedoch zuversichtlich, dass die bevorstehende Veröffentlichung der Forschung alle Zweifel ausräumen wird. „Das Brill-Buch wird alle Fragen klären“, erklärte sie gegenüber der Jewish Telegraphic Agency.

Ein bedeutender kultureller Fund

Die Bedeutung des Buches geht weit über seine Rolle als ältestes jüdisches Manuskript hinaus. Es bietet einen einzigartigen Einblick in das jüdische Leben entlang der Seidenstraße, einer Region, die für ihre religiöse und kulturelle Vielfalt bekannt war. Die Existenz jüdischer Gemeinschaften in einer von Buddhisten dominierten Region zeigt, wie vielfältig und weit verbreitet das jüdische Leben im Mittelalter war.

Das Museum of the Bible, das in der Vergangenheit wegen eines Skandals um geplünderte Antiquitäten und den Vorwurf, jüdische Texte falsch darzustellen, unter Druck geriet, hat sich bemüht, diesen Fund verantwortungsvoll zu präsentieren. Vor der Eröffnung der Ausstellung holte das Museum die Zustimmung zahlreicher Interessengruppen ein, darunter die afghanische Regierung, die derzeit jedoch nicht an der Macht ist, sowie jüdische Organisationen wie die Afghan Jewish Foundation und die American Sephardi Federation.

Die Bedeutung des Fundes für die jüdische Geschichte

Für die jüdische Gemeinschaft stellt der Fund eine bedeutende kulturelle Wiederentdeckung dar. Die American Sephardi Federation lobte die Bemühungen des Museums in einer Erklärung: „Ohne die außergewöhnlichen Anstrengungen des Museum of the Bible wären das Alter und sogar die Herkunft des ältesten jüdischen Buches der Welt für immer verloren gewesen.“

Die Ausstellung wird nach ihrem Aufenthalt in Washington nach New York weiterziehen, wo sie in der Bibliothek des Jewish Theological Seminary gezeigt werden soll. Dies wird vielen weiteren Besuchern die Möglichkeit bieten, dieses bemerkenswerte Stück jüdischer Geschichte aus nächster Nähe zu betrachten.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot


Mittwoch, 25 September 2024

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