Antisemitismus auf dem Vormarsch: Eine globale Krise laut JPPI-Bericht
Der neueste Jahresbericht des Jewish People Policy Institute (JPPI) für 2024, mit dem Titel Ein Jahr des Krieges, zeigt eine dramatische Zunahme antisemitischer Vorfälle weltweit.
Die Einschätzung analysiert besorgniserregende Entwicklungen wie den Anstieg von Hassverbrechen, geopolitische Verschiebungen und gesellschaftliche Spannungen, die das jüdische Leben bedrohen.
Seit dem 7. Oktober, dem Tag der Angriffe auf Israel, hat sich der Antisemitismus weltweit massiv verstärkt, so der Bericht. Besonders erschreckend sind die Zahlen aus den USA, Frankreich und dem Vereinigten Königreich, wo antisemitische Übergriffe um bis zu 96% gestiegen sind.
Antisemitismus als globale Notlage
Die Zeit nach den Angriffen auf Israel am 7. Oktober hat weltweit zu einer Welle antisemitischer Gewalt geführt. Laut dem JPPI-Bericht stiegen die antisemitischen Angriffe in den USA um 45%, in Frankreich um 84% und im Vereinigten Königreich um 96%. Diese Eskalation hat in jüdischen Gemeinden weltweit zu enormer Angst und Unsicherheit geführt. In Israel selbst gaben ein Drittel der Befragten an, Reisepläne aus Sicherheitsgründen geändert zu haben. Amerikanische Juden reagieren ebenfalls auf diese Bedrohung, indem sie verstärkt Maßnahmen zum Schutz ihrer Familien ergreifen. Laut dem Bericht erwägen 57% der jüdischen Eltern in den USA, ihre Kinder auf jüdische Schulen zu schicken, was die dringende Notwendigkeit betont, stärker in jüdische Bildung und Identitätsbildung zu investieren.
Israel als Stütze jüdischer Identität
Eine zentrale Erkenntnis des Berichts ist, dass 95% der israelischen Juden der Meinung sind, Israel müsse seine Bemühungen verstärken, die jüdische Identität in der Diaspora zu fördern. Zudem unterstützen 44% der Israelis die Idee, jüdischen Studierenden aus dem Ausland subventionierte Studiengebühren in Israel anzubieten. Allerdings gibt es in der Diaspora auch Stimmen, die die zentrale Rolle Israels im jüdischen Leben infrage stellen.
Politische Instabilität in Israel: Rufe nach Neuwahlen
Der Bericht zeigt auch die innenpolitische Krise Israels auf, die durch die Ereignisse des 7. Oktobers weiter verschärft wurde. Zentrale Debatten drehen sich um die Wehrpflicht der Ultraorthodoxen und die schwächelnde Wirtschaft. Die politische Führung steht vor sinkendem Vertrauen in der Bevölkerung, was die Bewältigung dieser Herausforderungen erschwert.
Israel-USA-Beziehungen: Eine Partnerschaft auf dem Prüfstand
Ein weiteres zentrales Thema im JPPI-Bericht ist die zunehmende Gefahr, dass die Beziehungen zwischen Israel und den USA zunehmend als parteipolitisches Thema betrachtet werden. Die jüngsten Spannungen im Zuge des Gazakrieges haben tiefe Gräben offengelegt, die die jahrzehntelange strategische Partnerschaft gefährden könnten.
Demografische Veränderungen: Wachstum und Rückgang
Der Bericht hebt hervor, dass das jüdische Volk an einem Wendepunkt steht. Während es in Israel, den USA, Kanada und Großbritannien ein demografisches Wachstum gibt, verzeichnen Länder wie Russland, die Ukraine und Südafrika einen Rückgang der jüdischen Bevölkerung. Besonders betroffen sind auch die alternden jüdischen Gemeinden in Europa.
Prof. Yedidia Stern: Dringender Handlungsbedarf
Der Präsident des JPPI, Prof. Yedidia Stern, äußerte sich besorgt über die Verschlechterung der Bedingungen für Juden in der Diaspora und zog Parallelen zu den schlimmsten antisemitischen Wellen seit dem Zweiten Weltkrieg. Er betonte, dass Israel vor beispiellosen Herausforderungen stehe – politisch, sozial und wirtschaftlich. Dennoch lobte er die beeindruckende soziale Widerstandskraft innerhalb Israels. Stern forderte dringend politische Reformen in Israel, um die Stabilität zu sichern, Alijah zu fördern und die Verbindung zur jüdischen Diaspora zu stärken.
Autor: Redaktion
Bild Quelle:
Dienstag, 01 Oktober 2024