Netflix entfernt palästinensische Filme – und in den sozialen Medien flammt der Antisemitismus auf
Die jüngste Entscheidung von Netflix, einige Filme über Palästina aus dem Programm zu nehmen, hat in sozialen Netzwerken eine Welle an antisemitischen Kommentaren ausgelöst.
Netflix kündigte kürzlich an, dass 19 Filme mit Bezug zu Palästina bald aus dem Streaming-Programm entfernt werden. Diese Entscheidung rief jedoch nicht nur Kritik an der Plattform hervor, sondern entfachte auch eine Flut antisemitischer Vorwürfe in den sozialen Medien. Ein besonders weit verbreitetes Narrativ unter den Kritikern war die Behauptung, „zionistische Kontrolle“ stecke hinter der Entscheidung von Netflix, palästinensische Inhalte zu löschen. Auf Plattformen wie X (früher Twitter) verbreiteten sich schnell zahlreiche antisemitische Kommentare, in denen Juden pauschal als Drahtzieher dargestellt wurden, die angeblich die Macht hätten, Inhalte nach Belieben zu entfernen.
Obwohl Netflix darauf hinwies, dass die Lizenz der betroffenen Filme, die 2021 von einem arabischen Filmverleih erworben wurde, einfach ausgelaufen sei, reichte diese Erklärung vielen Nutzern nicht. Besonders ein Tweet eines Nutzers namens „brian s“ wurde vielfach geteilt, in dem behauptet wurde, „zionistische Juden kontrollieren die meisten Medien- und Unterhaltungsplattformen“ und das Netflix dies „als Werkzeug antisemitischer Zionisten“ nutze. Derartige Behauptungen basieren jedoch auf nichts als Verschwörungstheorien und verstärken antijüdische Ressentiments. Die jüngsten Reaktionen zeigen, wie tief verwurzelte antisemitische Stereotype über „Medienkontrolle“ noch immer in Teilen der Online-Community existieren.
Wichtig ist, dass Netflix in den letzten Jahren ein breites Angebot an arabischen und muslimischen Filmen und Serien aufgebaut hat, darunter Produktionen aus Ägypten, Saudi-Arabien und den Emiraten. Trotz dieses vielfältigen Angebots und der klaren Erklärung von Netflix, dass die Lizenzbedingungen die Entfernung notwendig gemacht hätten, wird in sozialen Netzwerken weiterhin über vermeintliche „zionistische Einflussnahme“ spekuliert.
Solche antisemitischen Reaktionen lenken von einer sachlichen Auseinandersetzung ab und setzen stattdessen auf gefährliche Stereotype. Der Vorfall zeigt, wie soziale Medien gezielt genutzt werden, um antisemitische Verschwörungstheorien zu verbreiten und jüdische Personen kollektiv für alle unliebsamen Entscheidungen in der Medienwelt verantwortlich zu machen.
Autor: Redaktion
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Sonntag, 27 Oktober 2024