Wikipedia und der Nahostkonflikt: Sanktionen gegen pro-palästinensische Editoren
Wikipedia zieht Konsequenzen: Zwei Editoren wurden gesperrt, drei weitere eingeschränkt. Der Vorwurf: Manipulation und anti-israelische Propaganda.
Wikipedia, bekannt als offene Plattform für gemeinschaftlich erstelltes Wissen, sieht sich erneut Vorwürfen der Verzerrung und Manipulation ausgesetzt. Der sogenannte „Arbitration Committee“ der Plattform hat in einem aktuellen Schritt zwei Editoren im Bereich „Palästina-Israel-Fälle“ dauerhaft gesperrt und drei weitere mit Einschränkungen belegt. Der Grund: „Canvassing“ – das unerlaubte Beeinflussen von Diskussionen mit dem Ziel, Entscheidungen gezielt zu steuern.
Manipulative Praktiken offengelegt
Wikipedia definiert „Canvassing“ als einen Verstoß gegen die Grundsätze des Konsensprozesses, der als zentrale Methode zur Entscheidungsfindung dient. Der Ausschuss warf den betroffenen Editoren vor, außerhalb der Plattform Nutzer dazu aufgerufen zu haben, gezielte Bearbeitungen durchzuführen und damit Wikipedia-Richtlinien zu umgehen. Besonders im hochsensiblen Bereich des Nahostkonflikts gelten solche Verstöße als gravierend.
Kritik an diesen Praktiken wird nicht nur intern, sondern auch extern laut. Die Plattform „Wikibias“, die sich dem Aufdecken anti-israelischer Voreingenommenheit widmet, begrüßte die Maßnahmen des Komitees, forderte jedoch weitere Schritte gegen vermeintliche „toxische Editoren“. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Artikeln wie „Einsatz von menschlichen Schutzschilden durch die Hamas“, die nach Ansicht von Kritikern systematisch zugunsten der Terrororganisation verzerrt werden.
Wikipedia als „Schlachtfeld“?
Ein kürzlich veröffentlichter Blog mit dem Titel „The Wikipedia Flood: Documenting Wikipedia's Anti-Israel Bias“ wirft ein Schlaglicht auf die Hintergründe der Manipulationen. Demnach nutzen pro-Hamas-Gruppen abseits von Wikipedia Plattformen wie E-Mail oder Discord, um gezielt Inhalte zu beeinflussen. Diese koordinierten Aktionen wurden in „War Rooms“ organisiert, in denen Strategien für wöchentliche Bearbeitungen entwickelt wurden. Einige der Akteure beschrieben ihre Arbeit offen als „Instrument des Gaza-Kriegs zur Eliminierung Israels.“
Kritik an Wikipedia wächst
Die Diskussion um die Neutralität von Wikipedia ist nicht neu. Larry Sanger, einer der Mitbegründer der Plattform, äußerte bereits 2021 Zweifel an der Unparteilichkeit des Projekts. Er warnte vor einem „komplexen Netzwerk hinter den Kulissen“, das Inhalte in eine bestimmte Richtung lenken wolle.
Trotz der aktuellen Maßnahmen bleibt die Frage, ob Wikipedia seiner Vision einer neutralen Wissensplattform gerecht werden kann, weiterhin umstritten. Besonders in heiklen Themenbereichen wie dem Nahostkonflikt scheint die Plattform noch einen langen Weg vor sich zu haben.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Wikimedia Commons
Donnerstag, 12 Dezember 2024