Jüdisches Leben in Deutschland: Angst zwingt Gemeinden zur Vorsicht

Jüdisches Leben in Deutschland: Angst zwingt Gemeinden zur Vorsicht


Juden in Deutschland fühlen sich zunehmend unsicher. In Berlin werden Namen von Bar- und Bat-Mitzwa-Kindern nicht mehr vollständig veröffentlicht – aus Angst vor Angriffen.

Jüdisches Leben in Deutschland: Angst zwingt Gemeinden zur Vorsicht

Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland sieht sich einer wachsenden Welle des Antisemitismus ausgesetzt. Die Angst vor Übergriffen ist inzwischen so groß, dass in Berlin traditionelle Bräuche angepasst werden müssen, um Gemeindemitglieder zu schützen.

Laut einem Bericht der „Bild“ hat die jüdische Gemeinde in Berlin entschieden, die vollständigen Namen von Kindern, die ihre Bar oder Bat Mizwa feiern, nicht mehr in der Gemeindezeitung zu veröffentlichen. Jahrzehntelang war es üblich, den Namen der Kinder in einer Glückwunschrubrik abzudrucken – doch nun wird nur noch der Anfangsbuchstabe des Nachnamens genannt.

Der Sprecher der jüdischen Gemeinde, Ilan Kiesling, erklärte, dass diese Entscheidung bereits im November 2023 getroffen wurde – unmittelbar nach dem Massaker der Hamas an Israelis. „Diese Bedrohung für das jüdische Leben scheint eine neue Dimension erreicht zu haben, nicht nur in Berlin, was zu großer Verunsicherung unter unseren Gemeindemitgliedern geführt hat“, sagte Kiesling der „Bild“.

Antisemitismus in Deutschland nimmt dramatisch zu

Die jüdische Gemeinschaft in Berlin ist mit einer alarmierenden Zunahme antisemitischer Vorfälle konfrontiert. Laut einem Bericht der „Bundesvereinigung der Forschungs- und Informationsstellen Antisemitismus“ (RIAS) wurden in der ersten Jahreshälfte 2024 insgesamt 1.383 antisemitische Vorfälle in Berlin registriert – das sind mehr als im gesamten Jahr 2023.

Besonders erschreckend:

  • Zwei Fälle extremer Gewalt, bei denen jüdische Berliner schwer verletzt wurden.
  • 23 Angriffe, darunter sechs auf Kinder.
  • 71 Vorfälle mit Vernichtungsdrohungen.
  • 74 Vorfälle an Universitäten und Schulen.

Während in der Vergangenheit antisemitische Angriffe vor allem von Rechtsextremisten ausgingen, zeigen jüngste Entwicklungen, dass ein erheblicher Teil der Gewalt mittlerweile von extremistischen Muslimen oder Israel-feindlichen Aktivisten stammt. Besonders seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 und dem darauf folgenden Krieg gegen Israel hat sich das Klima für Juden in Deutschland massiv verschlechtert.

Verstecken statt feiern: Eine unerträgliche Realität

Dass jüdische Kinder in Deutschland aus Angst um ihre Sicherheit nicht einmal mehr mit ihrem vollständigen Namen in einer internen Publikation erscheinen können, ist ein erschütterndes Signal für den Zustand der Gesellschaft.

„Es ist beängstigend zu sehen, wie Juden in Deutschland sich zunehmend verstecken müssen“, kommentiert ein Berliner Gemeindemitglied, das anonym bleiben möchte. „Wenn selbst Kinder nicht mehr sicher sind, zeigt das, wie dramatisch die Situation ist.“

Die Bundesregierung und Polizeibehörden betonen immer wieder, Antisemitismus nicht zu tolerieren – doch die Zahlen und die Realität sprechen eine andere Sprache. Juden in Deutschland leben mit Angst, während antisemitische Straftaten oft nur als Randnotiz behandelt oder verharmlost werden.

Die Tatsache, dass eine jüdische Gemeinde in Deutschland ihre eigenen Kinder nicht mehr mit vollem Namen nennen kann, weil es schlicht zu gefährlich geworden ist, sollte die gesamte Gesellschaft alarmieren. Wenn jüdisches Leben nur noch im Verborgenen stattfinden kann, dann hat Deutschland ein massives Problem – eines, das nicht länger ignoriert werden darf.


Autor: Redaktion
Bild Quelle:


Dienstag, 18 Februar 2025

Waren diese Infos wertvoll für Sie?

Sie können uns Danke sagen. Geben Sie einen beliebigen Betrag zurück und zeigen Sie damit, wie viel Ihnen der Inhalt wert ist.



Folgen Sie uns auf:

flag flag flag flag flag flag


Newsletter