Jüdischer Jugendlicher in Levallois-Perret brutal angegriffen: Ein weiterer Fall von Antisemitismus in Frankreich
Am Sonntagabend wurde ein jüdischer Teenager in Levallois-Perret, einem Vorort von Paris, brutal angegriffen, als er eine Kippa trug.
Der Junge wurde nicht nur körperlich angegriffen, sondern auch antisemitisch beleidigt. Der Vorfall reiht sich in eine wachsende Zahl antisemitischer Angriffe in Frankreich ein.
Zwei Angreifer, die den Jungen als „dreckigen Juden“ beschimpften, warfen ihn zu Boden und traten ihm ins Gesicht. Laut Berichten seiner Mutter konnte er sich zwar kurzzeitig verteidigen, jedoch gelang es den Tätern, ihn zu überwältigen. Der Angriff ereignete sich mitten auf der Straße, nahe dem Eingang einer Metrostation, um etwa 19 Uhr.
Die Mutter des 16-jährigen Jungen teilte ein Bild ihres schwer verletzten Sohnes auf den sozialen Medien. Das Bild zeigt sein blutüberströmtes Gesicht, begleitet von der dringenden Warnung an andere Eltern, ihre Kinder nicht unbesorgt auf die Straßen von Levallois-Perret zu lassen. Sie schrieb: „Hier ist, wie mein Sohn heute Abend nach Hause kam. Zwei Jungen sind auf ihn losgegangen. Zum Glück konnte er sich verteidigen, aber sie schafften es, ihn zu Boden zu werfen und ihm ins Gesicht zu treten. Das alles mitten auf der Straße.“
Der Vorfall erregte sofortige Aufmerksamkeit, nachdem die ehemalige stellvertretende Bürgermeisterin von Levallois-Perret, Isabelle Balkany, die Beiträge der Mutter weiterverbreitete. In ihrem Tweet prangerte Balkany nicht nur den Angriff an, sondern hob auch hervor, dass die Täter offenbar nordafrikanischer Herkunft waren, was die Diskussion über ethnische Spannungen in Frankreich erneut anheizte.
Wachsende Welle des Antisemitismus
Die Mutter des Jungen berichtete im Interview mit dem französischen Nachrichtensender CNews, dass die Angreifer ihn zuerst nach seinem Handy gefragt hätten und ihn, als er versuchte, sich zu entfernen, an seiner Kapuze festhielten und ihn schließlich in der Nähe eines U-Bahn-Ausgangs in die Enge trieben. Sie rissen ihm die Kopfhörer aus den Ohren und begannen dann, auf sein Gesicht und seinen Mund einzuschlagen. Der Vorfall zeigt erneut, wie gefährlich es geworden ist, in Frankreich sichtbar als Jude erkennbar zu sein.
David-Xavier Weiss, der erste stellvertretende Bürgermeister von Levallois-Perret, erklärte gegenüber CNews, dass Antisemitismus heute überall in Frankreich vorkommen könne. „Natürlich passiert es dort häufiger, wo mehr Juden leben“, fügte er hinzu. Mit rund 20.000 jüdischen Einwohnern auf eine Gesamtbevölkerung von 65.000 Menschen ist Levallois-Perret die Stadt mit der größten jüdischen Gemeinde in Frankreich. Dies macht die Stadt auch anfälliger für antisemitische Übergriffe.
Ein wiederkehrendes Muster
Der Vorfall in Levallois-Perret ist kein Einzelfall. In der gleichen Woche berichteten französische Medien von einem weiteren antisemitischen Angriff, bei dem eine jüdische Frau im 19. Arrondissement von Paris Opfer einer Messerattacke wurde. Drei Angreifer bedrohten die Frau mit einem Messer und riefen dabei antisemitische Beleidigungen, die sich unter anderem auf das Massaker vom 7. Oktober 2023 bezogen.
Diese Vorfälle sind Ausdruck eines tieferliegenden Problems in Frankreich, das in den letzten Jahren eine Zunahme von antisemitischen Vorfällen verzeichnet hat. Berichte über Gewalt, Vandalismus und Diskriminierung gegenüber der jüdischen Gemeinschaft nehmen zu, was zu einer wachsenden Besorgnis sowohl in der jüdischen Gemeinde als auch in der französischen Öffentlichkeit führt.
Antisemitismus in Frankreich: Eine steigende Bedrohung
Frankreich hat seit Jahrzehnten mit Antisemitismus zu kämpfen, doch die letzten Jahre haben eine signifikante Verschärfung dieses Problems gezeigt. Die jüdische Gemeinde ist zunehmend das Ziel von Hassverbrechen, und viele Mitglieder der Gemeinschaft fühlen sich im eigenen Land nicht mehr sicher. In einer Studie des französischen Innenministeriums aus dem Jahr 2023 wurde festgestellt, dass antisemitische Vorfälle im Land um über 74 % im Vergleich zum Vorjahr zugenommen haben.
Der Angriff auf den Jungen in Levallois-Perret ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die jüdische Bevölkerung in Frankreich einer ständigen Bedrohung ausgesetzt ist. Viele jüdische Familien sehen sich gezwungen, Schutzmaßnahmen zu ergreifen, ihre Gewohnheiten zu ändern oder gar über eine Auswanderung nachzudenken.
Die Rolle der französischen Behörden bei der Bekämpfung des Antisemitismus bleibt umstritten. Obwohl zahlreiche Initiativen und Programme zur Sensibilisierung und zum Schutz der jüdischen Gemeinschaft ins Leben gerufen wurden, zeigen solche Vorfälle, dass die Maßnahmen bisher nicht ausreichen, um die wachsende Bedrohung zu bekämpfen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Dickelbers - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=62472252
Dienstag, 15 Oktober 2024