Europa im Würgegriff des Antisemitismus: Verdrängung statt Verantwortung
Antisemitismus und Intoleranz greifen in Europa erneut um sich. Doch statt klare Haltung zu zeigen, kapitulieren einige Führer vor radikalen Ideologien – mit fatalen Folgen für jüdische Gemeinden und Minderheiten.
Die aktuelle europäische Politik zeigt ein alarmierendes Versagen, aus den Lektionen der eigenen blutigen Vergangenheit zu lernen. Statt Antisemitismus und Intoleranz konsequent zu bekämpfen, ziehen sich einige politische Führer zurück und geben radikalen Ideologien nach. Dieses Verhalten untergräbt nicht nur die Demokratie, sondern ebnet den Weg für eine Wiederholung historischer Gräueltaten.
Zwei Vorfälle in dieser Woche verdeutlichen dieses erschreckende Muster. In Amsterdam zog Bürgermeisterin Femke Halsema ihre Charakterisierung einer gewalttätigen Attacke gegen israelische Fußballfans als „Pogrom“ zurück. Ihre Begründung? Der Begriff werde angeblich als Propagandainstrument der israelischen Regierung genutzt, um muslimische Bewohner der Stadt zu diskriminieren. Der Begriff „Pogrom“ beschreibt historisch organisierte, gewaltsame Angriffe auf ethnische oder religiöse Minderheiten, insbesondere Juden. Obwohl die Angriffe in Amsterdam klar koordiniert waren, um israelische Touristen zu schädigen, bagatellisierte Halsema sie als „Hit-and-Run“-Vorfälle. Diese Umschreibung ist nicht nur historisch falsch, sondern eine groteske Verharmlosung antisemitischer Gewalt. Ihr Argument, die marokkanische und muslimische Gemeinschaft nicht entfremden zu wollen, ist ein gefährlicher Präzedenzfall: Gewalt gegen Juden wird bewusst heruntergespielt, um politischen Druck zu vermeiden.
Ein weiteres Beispiel für dieses Versagen ereignete sich in Deutschland. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik riet Juden und LGBTQ+-Personen, in bestimmten Stadtteilen ihre Identität zu verbergen. Diese Warnung zielte auf Viertel mit hohen arabischen Bevölkerungsanteilen ab, in denen offene Unterstützung für terroristische Gruppen und Feindseligkeit gegenüber Juden häufig anzutreffen sind. Während Slowiks Warnung als Schutzmaßnahme gedacht sein mag, vermittelt sie dennoch eine inakzeptable Botschaft: Verstecke, wer du bist, oder trage die Konsequenzen. Diese Haltung verlagert die Verantwortung von den Tätern auf die Opfer und spiegelt ein jahrhundertealtes Muster wider.
Die Geschichte bietet zahlreiche Beispiele, wie antisemitische Gewalt entschuldigt oder umgedeutet wurde. Die Spanische Inquisition wurde als Verteidigung des katholischen Glaubens gerechtfertigt, die Dreyfus-Affäre als Akt des Patriotismus. Pogrome in Russland wurden als Reaktion auf wirtschaftliche Krisen rationalisiert, und selbst die Novemberpogrome der Nazis wurden als spontane Volksreaktion dargestellt. Jüdische Opfer wurden dabei stets unsichtbar gemacht oder gar selbst zu Schuldigen erklärt.
Auch heute setzt sich diese Erzählung fort. Anstatt klare Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen, verharmlosen europäische Führer die Gewalt oder suchen nach politisch opportunen Ausreden. Die Folgen sind fatal: In Amsterdam geben die Täter den Ton an, während die Behörden die Realität beschönigen. In Berlin suggerieren Warnungen vor „gefährlichen Vierteln“ eine Kapitulation vor extremistischen Ideologien.
Eine Demokratie darf solche Entwicklungen nicht zulassen. Der Schutz der Bürger, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder sexuellen Orientierung, muss oberste Priorität haben. Die Täter, nicht die Opfer, müssen sich anpassen. Gewalt, Intoleranz und Hass dürfen in keiner Form geduldet werden.
Wenn Europa weiterhin vor radikalem Antisemitismus und Intoleranz zurückweicht, drohen die dunkelsten Kapitel seiner Geschichte wieder aufzuleben. Stattdessen muss die politische Führung Mut zeigen, antisemitische Gewalt als das zu benennen, was sie ist, und mit aller Härte dagegen vorgehen. Dies ist nicht nur eine Frage der Moral, sondern auch ein Test für die demokratische Widerstandskraft der westlichen Welt.
Autor: Redaktion
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Samstag, 23 November 2024