Aleppo unter Beschuss: Syrische Rebellen erzwingen Armee-Rückzug – Assad vor größter Herausforderung seit Jahren
Mit einem unerwarteten Angriff bringen islamistische Rebellen die syrische Regierung in Bedrängnis – die Frontlinien des Bürgerkriegs verschieben sich nach Jahren der Stagnation.
Die syrische Armee bestätigte am Samstag, dass Rebellen weite Teile der strategisch wichtigen Stadt Aleppo eingenommen haben. Die Offensive, angeführt von der islamistischen Gruppierung Hayat Tahrir al-Sham, kostete Dutzende Soldaten das Leben und zwang die Armee zu einer taktischen Umgruppierung. Dieser Angriff stellt die größte Bedrohung für Präsident Bashar al-Assad seit Jahren dar.
Die Angriffe kommen unerwartet: Seit 2020 schien der Konflikt in Syrien eingefroren. Doch nun bringt die Offensive nicht nur Aleppo, sondern auch die Provinz Idlib wieder ins Zentrum des Geschehens. Nach Angaben von Rebellenquellen fiel auch die Stadt Maraat al Numan, was einer vollständigen Kontrolle der Provinz Idlib durch die Aufständischen gleichkäme – ein herber Rückschlag für Assads Truppen.
In einer offiziellen Stellungnahme sprach die syrische Armee von einer "strategischen Umgruppierung", um Verteidigungslinien zu stärken, die Zivilbevölkerung zu schützen und eine Gegenoffensive vorzubereiten. Gleichzeitig betonte sie, die Rebellen daran gehindert zu haben, feste Stellungen in Aleppo aufzubauen, und kündigte an, die vollständige Kontrolle über die Stadt zurückzuerlangen.
Russische und syrische Kampfflugzeuge griffen am Samstag Vororte von Aleppo an, um die Rebellen zurückzudrängen. Russland, ein enger Verbündeter Assads, betrachtet den Angriff der Rebellen als Bruch der syrischen Souveränität. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte: "Wir unterstützen die Bemühungen der syrischen Regierung, die verfassungsmäßige Ordnung so schnell wie möglich wiederherzustellen."
Indessen sicherte Russland Damaskus zusätzliche militärische Hilfe zu, die innerhalb der nächsten 72 Stunden eintreffen soll. Als Vorsichtsmaßnahme schloss die syrische Regierung den Flughafen von Aleppo sowie wichtige Zufahrtsstraßen zur Stadt.
Türkei, ein langjähriger Unterstützer der Rebellen, spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Oppositionsquellen berichten, dass die Türkei den Angriff gebilligt habe. Offizielle türkische Stellen äußerten sich bisher nicht dazu. Das türkische Außenministerium warnte jedoch vor einer weiteren Destabilisierung der Region und betonte die Bedeutung von Deeskalationsabkommen.
Die Offensive der Rebellen wird als Reaktion auf verstärkte Luftangriffe der russischen und syrischen Streitkräfte auf Zivilisten in Idlib gewertet. Zudem sehen sie darin eine präventive Maßnahme gegen mögliche Offensiven der syrischen Armee.
Während der Syrien-Konflikt erneut aufflammt, bleibt die Lage in der gesamten Region angespannt. Kriege in Gaza und der Libanon-Konflikt sorgen für zusätzliche Unsicherheit. Iranische Verbündete in der Region stehen ebenfalls unter Druck, insbesondere durch israelische Angriffe, die im Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza stehen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Mil.ru, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=54615666
Samstag, 30 November 2024