Iran verliert seinen Einfluss: Rückzug aus Syrien deutet auf geopolitischen Wendepunkt hin
Neue Berichte deuten darauf hin, dass der Iran seinen langjährigen Verbündeten Syrien aufgibt, während Oppositionskräfte das Assad-Regime stürzen. Was bedeutet das für den Nahen Osten?
Der Iran scheint einen seiner engsten Alliierten im Nahen Osten aufzugeben: Das Assad-Regime in Syrien. Laut einem exklusiven Bericht der New York Times (NYT) hat Teheran damit begonnen, seine Kräfte aus Syrien abzuziehen und distanziert sich immer mehr von Bashar al-Assad, einem zentralen Partner in seiner sogenannten "Achse des Widerstands".
Die "Achse des Widerstands" gerät ins Wanken
Ein internes Memo der Islamischen Revolutionsgarden, das der NYT vorliegt, beschreibt die Situation in Syrien als „unglaublich und seltsam“. Dem Memo zufolge habe der Iran anscheinend den möglichen Sturz von Assad akzeptiert und „den Willen zum Widerstand verloren“. Dies stellt eine dramatische Kehrtwende dar, da der Iran Assad jahrzehntelang unterstützt hat – sei es während des syrischen Bürgerkriegs oder als wichtiger Waffenlieferant für die Hisbollah.
Auch die iranischen Medien haben ihre Rhetorik geändert. Statt sunnitische Rebellen als „ungläubige Terroristen“ zu bezeichnen, sprechen sie nun von „bewaffneten Gruppen“ und berichten über deren Behandlung schiitischer Minderheiten in einem ungewohnt neutralen Ton.
Strategischer Rückzug: Iranische Kräfte verlassen Syrien
Der Iran begann Berichten zufolge am Freitag mit der Evakuierung von Quds-Force-Personal und militärischen Beratern aus Syrien. Die Truppen werden in Nachbarländer wie den Irak und den Libanon verlegt, was auf eine schrittweise Abkehr von der direkten militärischen Unterstützung für Assad hindeutet.
Laut Mehdi Hemati, einem Analysten aus Teheran, der die Regierung berät, fehle es dem Iran derzeit an den logistischen und finanziellen Ressourcen, um den Kampf in Syrien fortzusetzen. Zudem sei die Unterstützung anderer regionaler Akteure geschwunden, was die Handlungsfähigkeit Teherans erheblich einschränkt.
Geopolitische Konsequenzen
Der Rückzug aus Syrien könnte für den Iran katastrophale Folgen haben. Der Verlust von Einfluss in Syrien bedeutet nicht nur das Ende einer jahrzehntelangen strategischen Partnerschaft, sondern auch eine Schwächung der Landbrücke, die der Iran genutzt hat, um Waffen und Ressourcen zur Hisbollah im Libanon zu transportieren.
Zudem könnte die Entwicklung von Gegnern wie Israel und den USA als Zeichen der Schwäche interpretiert werden. Afshon Ostovar, ein Experte für iranische Militärstrategien, betonte gegenüber der NYT: „Wenn der Iran in Syrien an Boden verliert, wird er zunehmend schwach wirken – sowohl für Tel Aviv als auch für Washington.“
Die Rolle der USA
Die aktuelle Entwicklung könnte auch mit der Erwartung eines verschärften Drucks durch die USA zusammenhängen, insbesondere falls Donald Trump tatsächlich zurück ins Weiße Haus kehrt. Experten erwarten, dass er eine Politik des „maximalen Drucks“ gegen den Iran wieder aufnehmen würde, was Teherans Optionen weiter einschränken könnte.
Autor: Redaktion
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Sonntag, 08 Dezember 2024