Neuer Kurs für Syrien: HTS-Chef al-Sharaa distanziert sich von Konflikten und Terror

Neuer Kurs für Syrien: HTS-Chef al-Sharaa distanziert sich von Konflikten und Terror


HTS-Führer Ahmed al-Sharaa präsentiert einen überraschenden Wandel: Syrien will keine Plattform für Instabilität mehr sein, sondern sich als Partner in der arabischen Welt positionieren.

Neuer Kurs für Syrien: HTS-Chef al-Sharaa distanziert sich von Konflikten und Terror

Ahmed al-Sharaa, besser bekannt als Abu Muhammad al-Julani, hat mit bemerkenswerten Aussagen eine klare Abkehr von Syriens belasteter Vergangenheit signalisiert. In einem Interview mit der arabischsprachigen Zeitung Asharq Al-Awsat betonte der Chef von Hayʼat Tahrir al-Sham (HTS), dass Syrien künftig keinen Raum für Konflikte oder Terror bieten und stattdessen als stabile, respektierte Nation in der arabischen Welt agieren wolle.

„Syrien ist erschöpft von den vielen Jahren der Kriege und des Missbrauchs für fremde Agenden“, sagte al-Sharaa. „Wir wollen unser Land wiederaufbauen und das Vertrauen in unser Potenzial innerhalb der arabischen Gemeinschaft zurückgewinnen.“

Nach dem Sturz des langjährigen Präsidenten Baschar al-Assad durch HTS-Truppen, die eine rasante Offensive anführten, steht al-Sharaa de facto an der Spitze einer Übergangsregierung in Syrien. Sein erklärtes Ziel: ein neues Kapitel für Syrien eröffnen, das sich an den Erfolgen der Golfstaaten orientiert.

„Wir bewundern die mutigen Entwicklungen in Saudi-Arabien und den anderen Golfstaaten“, erklärte al-Sharaa. „Syrien kann ein ähnliches Niveau an Fortschritt und Stabilität erreichen. Unsere Perspektive ist nicht mehr von Revolutionen geprägt, sondern von Aufbau und Zusammenarbeit.“

Abkehr von alten Allianzen

Besonders bemerkenswert ist al-Sharaas Haltung gegenüber Iran. Er hob hervor, dass die Vertreibung iranischer Milizen und der Rückzug Teherans aus Syrien zur Stabilität in der Golfregion beigetragen hätten.

„Die Region profitiert von unserer Entschlossenheit. Der Einfluss des iranischen Projekts wurde um Jahrzehnte zurückgeworfen, was mehr Sicherheit für den Golf bedeutet“, betonte er. „Syrien war ein Sprungbrett für Irans Kontrolle über arabische Hauptstädte und für destruktive Elemente wie den Captagon-Schmuggel. Damit ist jetzt Schluss.“

Distanz zu Terror und Expansion

Trotz seiner früheren Verbindungen zu Al-Qaida erklärte al-Sharaa, Syrien werde kein Rückzugsraum für Terroristen mehr sein. Stattdessen wolle man den Fokus auf den inneren Aufbau legen und Konflikte in Nachbarstaaten wie dem Libanon vermeiden. „Wir streben keine Vorherrschaft über den Libanon an“, stellte er klar. „Unsere Aufgabe liegt in Syrien, nicht anderswo.“

Gerechtigkeit statt Rache

Ein weiterer zentraler Punkt der neuen Politik ist die juristische Aufarbeitung von Verbrechen, etwa der Gräueltaten in Gefängnissen wie Sedanaya. „Die Namen der Verantwortlichen sind bekannt, und sie müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, erklärte al-Sharaa. Dabei betonte er jedoch, dass der Fokus nicht auf Vergeltung liege, sondern auf einer legalen und fairen Aufarbeitung.

Eine eigens eingerichtete Behörde soll Vermisste lokalisieren, Todesnachweise ausstellen und Familien bei bürokratischen Fragen unterstützen. „Wir schaffen Klarheit für die Betroffenen und setzen auf Gerechtigkeit“, sagte der HTS-Führer.

Ein Land für alle Syrer

Al-Sharaa betonte mehrfach, dass Syrien die Meinungsvielfalt und die Rechte aller Bürger achten müsse. „Syrien ist ein vielfältiges Land, und genau diese Unterschiede machen uns stark. Wir arbeiten daran, durch Rechtsstaatlichkeit und Dialog einen Konsens zu schaffen.“

Diese Aussagen markieren einen bemerkenswerten Wandel für ein Land, das seit über einem Jahrzehnt von Bürgerkrieg, ausländischen Interessen und extremistischen Gruppen geplagt ist. Al-Sharaas Vision scheint ambitioniert und birgt sowohl Hoffnung als auch Skepsis. Ob diese Politik zu echter Stabilität und Versöhnung führen kann, bleibt abzuwarten.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot Youtube


Samstag, 21 Dezember 2024

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